Rezension

Düstere Flitterwochen

Grandhotel Angst - Emma Garnier

Grandhotel Angst
von Emma Garnier

Bewertet mit 5 Sternen

Italien im März 1899 - Die junge Eleonore Dickinson, kurz Nell, kann es kaum erwarten, das majestätische Grandhotel Angst an der italienischen Riviera zu betreten. Hier soll sie die nächsten vier Wochen verweilen, gemeinsam mit ihrem frisch angetrauten Ehemann Oliver. Dieser plant hier allerdings nicht nur seine Flitterwochen zu verbringen, sondern auch seinen Geschäften nachzugehen. Jedes Jahr im März ist er vier Wochen in dem Luxushotel, um hier reiche Geschäftsleute und Adelige anzutreffen und mit ihnen Geschäft zu machen. Doch schon auf den Stufen zum Entree begegnet Nell der Küchenhilfe Maria, die bei Nells Anblick erbleicht und sich bekreuzigt. Nell ist verstört wegen dieser Reaktion und hat keine Ruhe mehr, sie beginnt zu forschen, warum dies geschehen ist. Schnell stösst sie auf eine Legende, die sich rund um das Hotel dreht und die mehr als unheimlich wirkt, eine Frau soll ihr Leben gelassen haben, damit das Hotel Angst entstehen kann und ausgerechnet Nell sieht dieser Frau zum Verwechseln ähnlich. Dann wird auch noch einer der Hotelgäste ermordet aufgefunden und Nell befindet sich mitten in einer Geschichte voller Intrigen und Gefahren und letzten Endes gerät sie selbst unter Verdacht.

Meine Meinung:

Wer hier auf das wunderschöne Cover schaut, ahnt zunächst nicht, dass es sich hier nicht unbedingt um einen schönen leichten Sommerroman handelt, doch schon der Klappentext verrät, dass es hier um etwas ganz anderes geht. Romane mit einem realen Hintergrund wirken immer äußerst spannend und auch wenn hier die Legende reine Fiktion bleibt, so gibt es dieses majestätische Hotel tatsächlich, doch heutzutage ist es leider nur noch ein gigantischer Lost Place an der Küste Liguriens. Interessant ist auch, dass das Hotel tatsächlich den Namen Angst trägt und in der Klappe des Covers darf der Leser auch gleich Fotos bewundern. Dadurch, dass ich nun wusste, dass es dieses Hotel wirklich gibt, habe ich auch selbst ein wenig geforscht und mir Fotos im Internet angeschaut, somit wurde der Roman bzw. seine Ereignisse dieses Mal noch eine Portion vorstellbarer, weil ich definitiv wusste, wie es dort aussieht. Ein Setting, dass eine Gänsehaut verspricht und das nicht nur durch den Namen.
Emma Garnier verfügt über einen sehr bildreichen und mitreißenden Schreibstil und durch ihre Sprache hat sie mich ganz schnell in längst vergangene Tage voller Glanz und Gloria versetzt. Ich konnte die einzelnen Szenen vor mir sehen und auch die Handlungen waren lebendig in meinem Kopf. Das Gehabe der damaligen hohen Herrschaften wurden hier sehr gut und glaubwürdig dargestellt und die gesamte Atmosphäre wird immer düsterer und schwerer. 
Auch sonst ließ sich Grandhotel Angst sehr spannend lesen, man erfährt von der Legende rund um Lucrezia, bekommt aber auch genügend reale Begebenheiten mit, so dass man nachher gar nicht mehr weiß, wem man glauben und vertrauen soll oder ob hier nicht doch jeder einzelne etwas zu verbergen hat. Ich wurde hier auf jeden Fall permanent an der Nase herumgeführt und verstand Nell, die Protagonistin, nur allzu gut, wenn sie selbst wieder einmal zweifelte.
Erzählt wird hier aus der Ich-Perspektive aus der Sicht Nells, in die man sich dadurch wirklich sehr gut einfühlen und eindenken konnte. Zu Beginn ist sie ein lebhaftes Mädchen voller Neugier und Tatendrang, dabei nimmt man ihr sehr schnell das naive und behütete Mädchen vom Lande ab. Ihr Auftreten ist authentisch dargestellt und die gesamte Entwicklung nachvollziehbar. Ihre Art ist auf jeden Fall sehr sympathisch und man hofft und bangt mit ihr mit. 
Die Geschichte verläuft auch in parallelen Zeitsträngen, so erfährt man zunächst etwas über die Gegenwart und dann lässt Nell den Leser zurückschauen, auf die bis dato stattgefundenen Ereignisse. Das weckt die Neugier und verleitet auch immer wieder dazu, in diverse Richtungen seinen Verdacht zu streuen, allerdings revidiert man es dann doch wieder sehr schnell.
Neben Nell ist ihr Ehemann Oliver noch eine äußerst wichtige Person, die man durch Nell kennenlernt und beobachtet. Ebenso die weiteren Personen der Geschichte, die aber allesamt eher blass bleiben neben Nell. Sie wirken aber dennoch passend und vermisst habe ich dadurch nichts.
Mein Fazit:

Ein Roman, der mich allein durch sein reales Setting anzog und auch nicht so schnell losließ. Ich mag sogenannte Lost Places und die Geschichten hinter den alten, verlassenen Gebäude wirken immer spannend. Warum die Autorin zu diesem Roman verführt wurde, kann ich allein durch die Bilder des Hotels nachvollziehen, wie muss es dann sein, wenn man das Hotel Angst wirklich sieht. Der Schreibstil der Autorin gefiel mir sehr gut und versetze mich in die richtige Zeit, die Atmosphäre wurde durch die passenden Bilder düster und mysteriös. Die Spannung durch all die Intrigen und Lügen bleibt hoch und alles in allem war das Buch viel zu schnell gelesen. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.