Rezension

düstere Stimmung und unterhaltsam

Der Tod der Mrs Westaway - Ruth Ware

Der Tod der Mrs Westaway
von Ruth Ware

Bewertet mit 4 Sternen

Meinung:

Nachdem mich das neueste Werk der Autorin – „Das College“ recht enttäuscht hat, wurde mir „Der Tod der Mrs. Westaway“ empfohlen.

Hier hat mich schon gleich die Ausgangslage viel mehr gefesselt. Die 21 jährige Harriet, genannt Hal, hat es nicht leicht. Ihre Mutter ist bei einem Unfall ums Leben gekommen und seitdem ist sie auf sich allein gestellt. Dabei verdient sie als Tarotkarten-Legerin nicht besonders viel und muss sich mit Kredithaien herumärgern.

Da erscheint ihr der Brief eines Anwalts, wie ein Wink des Schicksals. Sie ist als Erbin eines großen Herrenhauses vorgeladen. Hal ist sich sicher, dass es sich nur um einen Irrtum handeln kann, da ihre Großeltern beide schon längst verstorben sind, aber da sie das Geld gut gebrauchen kann, macht sie sich auf die Reise...

Ich fand Hal eine ziemlich gute und sympathische Protagonistin. Sie fühlt sich zwar vom Leben verraten und hält andere Menschen eher auf Abstand, ist tätowiert und gepierced und doch auch etwas naiv. Aber gleichzeitig merkt man schnell, dass sie das Herz am recht Fleck hat. Sobald sie ihre vermeintliche Familie kennenlernt, hadert sie sehr schnell damit, sie alle zu belügen und zu betrügen und trifft aufgrund ihres Gewissens auch so manch unkluge Entscheidung.

Sobald Hal in Cornwall ankommt, nimmt die düstere Atmosphäre und auch eine gewisse unterschwellige Spannung immer mehr zu. Das Herrenhaus ist dunkel und kalt und auch wenn die Familie sie recht gut aufnimmt, ist dort noch die kauzige und sehr mysteriöse Haushälterin Mr. Warren, die sich sehr abweisend und eigenartig verhält.

Außerdem kommt schnell die Frage auf, was mit der Tochter des Hauses, Maud, passiert ist, die vor vielen Jahren verschwunden und nicht mehr aufgetaucht ist.

Zusätzlich zur Hauptgeschichte gibt es auch noch einen Handlungsstrang aus der Vergangenheit. Dort sind die Kinder von Mrs. Westaway noch Jugendliche und wir erfahren nach und nach, was sich dort zugetragen hat.

Auch diese Geschichte ist eher düster und traurig, wenn auch mit einem Funken Hoffnung versehen.

Insgesamt dauert es schon recht lange, bis die Geschichte wirklich Thrillerelemente entwickelt, aber das ist bei Ruth Ware ja anscheinend immer so. Immer diese düstere Stimmung, subtile Gefahren und Spannungen und erst das Ende, hat es in sich. So ist es auch hier. Es kommt zu einem krassen Showdown, der die meisten Antworten liefert und durchaus zu unterhalten weiß. Etwas schade fand ich, dass dann alles recht schnell abgehandelt wurde, aber prinzipiell fand ich es durchaus zufriedenstellend und habe mich oft direkt in die Handlung gezogen gefühlt.

Fazit:

Wieder eher ein Spannungsroman, gepaart mit einem Familiendrama, als ein handfester Thriller, aber durch die authentischen, etwas schrulligen Figuren, die düstere Atmosphäre und die Tiefe der Geschichte wirklich unterhaltsam. Am Ende gibt es dann auch wieder einen handfesten Showdown und alle wichtigen Antworten, auch wenn dann alles sehr schnell geht. Insgesamt habe ich mich aber gut unterhalten gefühlt, weshalb es solide 4 Sterne gibt.