Rezension

Düsteres Dorfleben

Immerstill - Roman Klementovic

Immerstill
von Roman Klementovic

Bewertet mit 3 Sternen

Düsterer atmosphärischer Thriller m. schockierender Auflösung,Kommt jedoch nur sehr langsam in die Gänge,um umso schneller zu enden.

Die 25-jährige Lisa kehrt in ihren verhassten Heimatort Grundendorf zurück, um das spurlose Verschwinden ihrer Schwester und deren Freundin zu klären. Bei ihren Recherchen stößt sie immer wieder auf Widerstand und zahlreiche Ungereimtheiten. Was ist wirklich passiert? Hat das ganze mit einem Fall vor drei Jahren zu tun, als schon einmal zwei Jugendliche aus dem trostlosen Dorf verschwunden sind?
Als bei einer groß angelegten Suchaktion die geschändete Leiche einer der Vermissten in einem nahen Waldstück gefunden wird, bricht in Grundendorf Panik aus.
Die Medien stürzen sich auf den Fall, die Polizei ermittel fieberhaft und im Dorf wächst die Unruhe.
Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Kann der Täter gefunden werden, bevor er wieder zuschlägt?
Lisa sieht sich gezwungen immer tiefer zu graben, alte Wunden aufzureißen und sich ihrer schmerzhaften Vergangenheit zu stellen - doch wird das reichen um ihre Schwester zu retten?...(Klappentext)

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In diesem Thriller begleitet der Leser die Hauptprotagonistin Lisa auf der Suche nach ihrer Schwester. Es wird aus ihrer Perspektive erzählt und so erhält man Einblicke in ihre Sichtweise, Gedanken und Gefühle. Dies konnte der Autor hervorragend umsetzen. Man spürt ihre Beklemmung, ihre Ängste und ihre Verzweiflung. Man spaziert mit ihr durch das düstere Kaff Grundendorf, spürt dabei die feindseeligen Blicke der Dorfbewohner auf einem ruhen und lernt dabei typische Dorfcharaktere kennen, die einem in jedem kleineren Dorf begegnen.

Es ist eine eingeschworene Dorfgemeinschaft - mit Ablehnung gegen Neues und Fremde, die gerne unangenehme Dinge unter den Teppich kehren und jeder so seine Geheimnisse hat. Schnell wird klar, daß hier etwas im Argen liegt und man auf keinen Fall in Lisa's Haut stecken möchte.
Sie scheint die Einzige zu sein, der das Auffinden ihrer Schwester wichtig ist. Ihr Vater schweigt sich aus und verschanzt sich in seiner Werkstatt, ihre Tante greift lieber zum Schnapserl und die anderen Dorfbewohner wollen einfach nur, daß Lisa wieder verschwindet. Einzig ihr Ex-Freun Patrick, Polizist im Nachbardorf, scheint ihr Verbündeter zu sein. Denn auch seine Kollegen Schulz, der Meister im Zuckerlverteilen ist, und Mayerhofer, der immer das Gesagte von Schulz wiederholt und trotzdem von ihm nie ein Zuckerl angeboten bekommt, scheinen nicht die Motiviertesten zu sein, um diesen Vermisstenfall aufzuklären.

Hin und wieder blitzt kurz eine Situationskomik auf, dominiert wird dieser Thriller jedoch von seiner drückenden Atmosphäre, welche gut Lisa's Stimmung wiederspiegelt. Dies wird noch zusätzlich durch das fantastisch bildhaft beschriebene Setting unterstrichen. Das schafft nicht jeder.

Der Schreibstil, wie erwartet, fesselnd und bildhaft. Dadurch konnte ich das Buch nicht und nicht aus der Hand legen. Deswegen, und weil ich ständig darauf wartete, daß endlich etwas Spannendes passiert. Der Thriller kommt leider nur sehr langsam und schwerfällig in die Gänge. Im Grunde gar nicht. Nervenaufreibende Spannung herrscht hier nicht. Zusätzlich scheint sich der Autor in unwichtigen Handlungen und Infos zu verlieren, die keinerlei Einfluß auf Irgendwas haben, aber mehrmals an ihnen gekratzt wird.
Dafür wird die Auflösung und das Ende ratzfatz abgehandelt, als hätte der Autor dafür keine Zeit mehr, da er rechtzeitig zu einem Fußballmatch muss (sorry Roman, das musste jetzt sein *g*).
Die Auflösung selbst ist jedoch eine schockierende Überraschung. Da hat sich der Autor wirklich Mühe gegeben, den Leser auf eine falsche Fährte zu locken, um ihm dann ein überraschtes "Neiiiin!!" und "Woow" zu entlocken.
Für mich gilt jedoch - zu spät, zu wenig.

Fazit:
Leider ist hier so gut wie keine Spannung vorhanden, dafür unnütze Handlungsstränge und Infos. Der Thriller kommt so gar nicht in die Gänge nur um das Ende dann umso schneller abzufertigen.
Aufgrund des bildhaften und flüssigen Schreibstils, der fantastisch eingefangenen und wiedergegebenen Atmosphäre und der überraschend, schockierenden Auflösung, kann ich diesem Thriller trotzdem mit gutem gewissen eine Leseempfehlung aussprechen. Wenn auch eher für Diejenigen die es etwas ruhiger haben wollen.

Wenn man den ersten Thriller "Verspielt" von Roman Klementovic gelesen hat, erkennt man, daß dieser Autor viele Facetten hat und sich nicht nur auf eine Art des Schreibens beschrenken kann und auch nicht soll. Daher behalte ich ihn auf jeden Fall im Auge und freue mich schon auf seinen nächsten Thriller.