Rezension

Dunkle Angelegenheiten?

Eingeäschert -

Eingeäschert
von Doug Johnstone

Bewertet mit 3.5 Sternen

Jim Skelf hat das Zeitliche gesegnet. Zu seinen Lebzeiten betrieb er ein Bestattungsunternehmen und gleichzeitig ein Detektivbüro. Sein letzter Wunsch war, eingeäschert zu werden. Aber nicht offiziell im Krematorium, sondern ganz privat (und illegal) im eigenen Garten. Seine Hinterbliebenen, das sind seine Witwe Dorothy, seine Tochter Jenny und seine Enkeltochter Hannah. Die drei Frauen übernehmen nun die Geschäfte. Während Dorothy nun mit den langjährigen Gehilfen Archie weiterhin das Beerdigungsinstitut am Laufen hält, widmen sich Jenny und Hannah nicht der Detektei. Hannahs Freundin und Studienkollegin wird vermisst, ein angeblich untreuer Ehemann soll beschattet werden und im Haus eines alten Mannes verschwinden Gegenstände auf unerklärliche Weise. Die Skelf Frauen ermitteln….

Eingeäschert, neuestes Buch des schottischen Schriftstellers Doug Johnstone ist ein (ja was ist es eigentlich für ein) Roman. Krimi, Familiengeschichte? Im Nachwort spricht Anthony J. Quinn über den Tartan Noir, dessen Wurzeln im Gothic Novel, über dunkle innere und äußere Landschaften und unterschätzte Helden.

Aufmachung, Verlag und der Originaltitel „Dark Matters“ des Buchs lassen nun auf dunkle Angelegenheiten hoffen. Jims Beerdigung ist zunächst das einzig bizarre an der Geschichte und ist gleich zu Beginn des Buches abgehandelt. Skurril ist natürlich die Kombination ein Bestattungsunternehmen und ein Detektivbüro gleichzeitig zu führen. Während die einen eingraben, graben die anderen aus, quasi.

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus Dorothys, Jennys oder Hannahs Sicht. Drei Generationen von Frauen. Dorothy mag zwar alt sein, wirkt aber sehr progressiv. Ihre Trauer um den langjährigen Lebenspartner fühlt sich beim Lesen richtig an. Jenny wiederum ist nicht mit sich und der Welt im Reinen, ihre Ehe vor Jahren gescheitert, den Job und die Wohnung verloren, so zieht sie als Privatermittlerin mit einem heiligen Zorn gegen (untreue) Männer und andere Windmühlen. Hannah macht sich ehrliche Sorgen um ihre Freundin und erkennt, dass vieles nicht so ist, wie es scheint.

Wir sehen drei Frauen, unterschiedlichen Alters, die schlagzeugspielende Oma, die Mittvierzigerin, die sich nicht mehr attraktiv fühlt, die queere Studentin. Sie sind echauffiert, übermotiviert, dilettantisch, in ihren Rundumschlägen distanzlos und übergriffig. Vor allem Jenny, die mir vom Alter und der Lebensgeschichte am nächsten stehen müsste, ist mir zu fremd in ihrer Verhaltensweise.

Wo sind denn nun die dunklen Angelegenheiten? Man muss schon tief graben (oder lang lesen) bis es dunkel wird, vorher sind es eben nur Angelegenheiten.