Rezension

dunkle Geheimnisse in der Vergangenheit

Stumme Wasser - Anja Behn

Stumme Wasser
von Anja Behn

Bewertet mit 5 Sternen

Seit mehr als 15 Jahren hat der Kunsthistoriker Richard Gruben seinen alten Mentor Friedrich Semmering nicht mehr gesehen, der Kontakt beschränkte sich auf gelegentliche Telefonate und Briefe. Umso erstaunter ist Richard, dass Friedrich ihn eindringlich bittet, zu ihm nach Fahrenende zu kommen, einem kleinen Ort an der ostdeutschen Küste. Er benötigt Richards Hilfe, der wiederum hat  keine Ahnung, worum es gehen könnte.

In Fahrenende eingetroffen holt ihn Friedrich nicht wie verabredet vom Bahnhof ab, Richard beschleicht ein ungutes Gefühl, das sich dann leider auch bestätigt. Friedrich wurde erschlagen, sein Haus durchsucht. Richard beschließt zu bleiben um mehr über Friedrichs Tod herauszufinden,  Friedrichs Enkelin Johanna ist ihm dabei behilflich. Bald stellt sich heraus, dass ein geheimnisvolles Bild eine große Rolle spielt.

Anja Behn hat mit "Stumme Wasser" einen überaus gelungenen Debütkrimi geschrieben, der mich von Anfang an in seinen Bann gezogen hat. Der Schreibstil ist atmosphärisch und beschreibt die Kulisse dieses kleinen Ortes im Winter wunderbar. Die Kälte, die Stille, die See, all diese Eindrücke werden beim lesen lebendig. Dabei ist das kleine Dorf mit seinen Bewohnen klasse beschrieben. Ein Dorf, das im Winter ruhig und von den Touristen verlassen liegt,  in dem jeder jeden kennt. Viele der Einwohner sind verwandt, verschwägert und ein jeder scheint die Geheimnisse des anderen zu kennen. Die Charaktere sind fein gezeichnet und wirken authentisch, sehr gut gefallen haben mir die beiden Protagonisten Richard und Johanna.

Bei seinen Nachforschungen wird Richard klar, dass Friedrich Geheimnisse hatte und ihn beschleicht das Gefühl, dass die Bewohner von Fahrenende einiges wissen, aber beharrlich schweigen. Richard macht sich bei seinen Recherchen nicht nur Freunde, er kommt dem Täter in die Quere und bekommt das auf schmerzhafte Weise zu spüren.

Die Story ist dicht und undurchschaubar, spannend und in sich schlüssig. Über die Auflösung war ich überrascht, ich hatte den tatsächlichen Täter zu keiner Zeit im Visier. Das alte Geheimnis, das am Ende aufgedeckt wird, hat mich betroffen gemacht. Genauso wie das beharrliche Schweigen der Beteiligten, die damit über das Leben anderer bestimmten und es beeinflussten.

Fazit: "Stumme Wasser" ist ein Krimi, der fesselt. Perfekt für ein langes Wochenende, um sich in eine Decke zu kuscheln und die Lektüre mit einer guten Tasse Tee zu genießen. Mir hat der Krimi außerordentlich gut gefallen, ich würde mir eine Fortsetzung wünschen, da die Geschichte an diesem Punkt noch gut weitergeführt werden könnte und mir die Protagonisten sehr sympathisch waren.  Verdiente 5 Sterne!