Rezension

Durchdringende Bösartigkeit

Dornen des Glücks -

Dornen des Glücks
von V. C. Andrews

Bewertet mit 4 Sternen

Die Brüder Jory und Bart finden heraus, dass die neue Nachbarin unerklärlicherweise viel über sie und ihre Familie weiß. Sie ahnen, dass die Geschichte ihrer Eltern ein dunkles Geheimnis umgibt, und geraten in einen Strudel aus Intrigen und Bösartigkeit.

„Dornen des Glücks“ ist der dritte Teil der Foxworth-Saga von V. C. Andrews. Während der erste Teil intensiv und dramatisch ist und der zweite Teil von gnadenloser Rachsucht handelt, ist Band drei von durchdringender Bösartigkeit geprägt.

Bisher waren Leser der Foxworth-Saga vor allem an der Seite von Cathy und Chris unterwegs. In „Dornen des Glücks“ rückt die nächste Generation in den Vordergrund und der Roman wird aus der Perspektive von Jory und Bart erzählt.

"Von nun an wird es Jorys und Barts Geschichte sein, und sie werden sie so erzählen, wie sie sie erlebt und verstanden haben." (S. 6, eBook)

Dieser Band setzt einige Jahre nach dem Vorgänger an. Wer den bisherigen Verlauf der Reihe kennt, schlägt ihn den Roman mit einer düsteren Ahnung auf. Dennoch geht es in eine andere Richtung, als ich vermutet hatte. Damit ist es vom Kern her eine völlig neuartige Geschichte, die trotzdem aufgrund ihrer dunklen Essenz der Gesamthandlung um die Foxworths Rechnung trägt.

Im Mittelpunkt steht meinem Empfinden nach Bart, obwohl manche Kapitel aus Jorys Sicht erzählt werden. Bart ist ein kleiner Junge, der sich in einer Fantasiewelt verschanzt. Er fühlt sich unzulänglich, nicht ausreichend geliebt, und steht im Schatten seines älteren Bruders, der ihm aufrichtige Zuneigung entgegenbringt. 

Anfangs hat mich Barts Perspektive genervt. In seinen Abschnitten nimmt man direkt an der Gedankenwelt des Jungen teil, die mir zeitweise abgehackt, kindlich verwirrt und verschroben erschienen ist. Dennoch schafft es Andrews, aus anfänglicher Ablehnung eine obszöne Obsession zu kreieren, weil ich von Barts Sicht gleichermaßen angewidert und gefesselt war. 

"O Gott, was hatte ich für einen verrückten Bruder." (S. 154, eBook)

Dieser Junge macht eine gnadenlose Entwicklung durch. Er wird zu einem Wesen, das an Bösartigkeit kaum zu übertreffen ist. Genau so stellt man sich als Laie die Gedankenwelt eines heranreifenden Serienkillers vor. 

V. C. Andrews ist eine Meisterin darin, dunkle Emotionen hervorzurufen. Sie schafft es, dass man sich während der Lektüre unwohl fühlt, sich windet, den Kopf schüttelt und einem eng in der Brust wird, weil sich das dramatische Geschehen von den Seiten heraus bis in die Seele frisst. 

Gleichermaßen verliert sie die Gesamthandlung um die Foxworths nicht aus dem Blick und greift die Ereignisse aus der dunklen Vergangenheit auf. Jory und Bart werden vom Leben ihrer Eltern eingeholt und mit Tatsachen konfrontiert, die sie nicht einmal in ihren kühnsten Träumen ahnten. 

Zum Ende hin wirkt die Handlung etwas konstruiert. Ich hatte den Eindruck, Andrews bemüht sich, hier die Kurve zu kriegen, damit sie dem Drama einen weiteren Funken abgewinnt.

"... denn alles kann der erreichen, der die nötige Entschlossenheit, die Hingabe, das Durchhaltevermögen und den Willen aufbringt." (S. 363, eBook)

Trotzdem ist „Dornen des Glücks“ packend sowie aufwühlend erzählt und feuert das Drama um die Foxworths ein weiteres Mal an. Beim Lesen wird man mit dunkelsten Gefühlen konfrontiert, und giert danach zu wissen, wie es weitergeht. Deshalb bin ich umso gespannter, welche Schatten der Vergangenheit das Leben der Familie im nächsten Band verdunkeln.

Die Foxworth-Saga:
1) Blumen der Nacht
2) Wie Blüten im Wind
3) Dornen des Glücks
4) Schatten der Vergangenheit
5) Gärten der Nacht