Rezension

Durchwachsen

Zwischen uns nur ein Wort -

Zwischen uns nur ein Wort
von Renee Carlino

Bewertet mit 3 Sternen

Dieser Roman sticht durch seinen Humor und seinen Detaillreichtum hervor. Allerdings nervt das Zweite auf Dauer. Dennoch starte ich einmal mit den positiven Aspekten vom Roman. Mia durchlebte eine liebevolle Kindheit und findet sich nach dieser im traumhaften New York wieder, um hier nach dem Tod ihres Vaters sein Café weiterzuführen. Daher wird andauernd von Kaffee gesprochen, am Anfang zumindest, und ich habe stets Lust auf einen Cappuccino bekommen. Noch dazu wurde das Buch 2014 im Original veröffentlicht und findet um 2009 statt. Da ein großer Fokus auf dem Thema Musik gesetzt wurde, war das Lesen eine Zeitreise zurück in die alten Hits. Ein pures Vergnügen in die Vergangenheit. Die Musikauswahl ist dabei sehr breit gefächert und ich bin mir sicher, dass jede etwas Neues entdeckt oder Verschollenes wiederfindet und in den guten alten Zeiten sinniert. 

Will, der Protagonist, nannte Mia, die Protagonistin ständig Baby oder Süße. Sie ist 25. Ein großes no go. Ich verstehe, dass das sehr amerikanisch ist, aber in der Übersetzung wäre Schatz oder Schätzchen schon angebrachter und zeitgemäßer, wenn auch nicht zu 100 Prozent korrekt übersetzt und ganz authentisch. Daneben wird auch viel zu oft die Kleidung der beiden beschrieben, wobei das Unsinn war, denn er trug die ganze Zeit über schwarz und hatte den typischen Grunge beziehungsweise schwarzen Emostil. Es war einfach nur irrelevant und trug nichts zur Handlung bei. 

Außerdem missfiel mir, dass Plastikstrohhalme erwähnt wurden und gleichzeitig aber darauf dauernd hingewiesen wurde, dass in ihrem Café keine to go Becher serviert wurden. Sinn? Zudem wurde mir hier viel zu viel geraucht und Alkohol getrunken. Also hier eine große Warnung an alle, die mit diesen Rauschmitteln Probleme haben. 

Noch dazu merkte man an manchen Stellen, dass der Roman vor der metoo Debatte entstanden ist. Dass ein unbekannter Mann einfach so eine Frau auf den Mund küsst, nur weil er weiß, dass er heiß ist und das auch noch wegen dieses Grunds bei der Frau durchgeht...mehr als grenzwertig!!! 

Außerdem fand ich es schräg, dass eine 25Jährige, die in ihrem Alter noch jemanden ohne Anhang finden könnte, einen Mann vorzieht, der schon eine gescheiterte Ehe hinter sich hat, sowohl charakterlich langweilig ist als auch noch mit einem Kind daherkommt. 

Auf Seite 149 folgte eine schwierige Wortwahl "dann explodierte das Publikum". Es war "vor Ekstase" gemeint, aber nach all den Explosionen in Europa aufgrund von all den Anschlägen im letzten Jahrzehnt eher unsensibel. 

Insgesamt hätte der Beginn 4 Sterne bekommen, aber die zweite Hälfte war nervig, indem sich das ganze Drama ständig wiederholte. Klassisches Kommunikationsproblem. Mia kann sich nicht entscheiden, lässt viel durchgehen und ist dann doch wieder eiskalt etc. Sie sollte einfach erwachsen werden, sich entscheiden und Grenzen setzen. Alles wirkte auf Dauer sehr kindisch. Daher 3 Sterne.