Rezension

Durchwachsener Thriller, der nicht immer packen kann

760 Minuten Angst - Michael Schmid

760 Minuten Angst
von Michael Schmid

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt

 

Fünf Personen, zwei Frauen und drei Männer, werden von einem Unbekannten zu einer Schnitzeljagd der besonderen Art eingeladen. Nicht daran teilzunehmen ist keine Option, genauso wenig wie sie vorzeitig abzubrechen. Denn es ist ein Spiel der ganz blutigen Art und die Konsequenzen sind tödlich.

 

In Regensburg erhalten fünf Menschen zur selben Zeit einen ominösen Brief. Darin enthalten ist je eine Aufforderung zu einer Schnitzeljagd, die rein gar nichts mit dem harmlosen Kinderspiel zu tun hat. Denn der Preis ist nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch dasjenige ihres „Liebsten“.
Zuerst sind Stella, Benjamin, Jakob, Richard und Valentina skeptisch, was es mit der Nachricht auf sich hat und weshalb ausgerechnet sie für diese unfassbare Unternehmung ausgewählt wurden. Doch bald erkennen sie, dass es dem geheimnisvollen „C“ sehr ernst ist: Entweder sie tun, was er von ihnen verlangt oder er tötet die Person, die ihnen in ihrem Leben am wichtigsten ist.
Und so beginnt quer durch die Stadt eine Suche nach blutigen Antworten auf die Frage nach dem Wer und Warum.

 

Meinung

 

 

760 Minuten Angst ist das zweite Werk des Autors Michael Schmid. Aus sieben verschiedenen Perspektiven erzählt er von dieser ungewöhnlichen Schnitzeljagd, was dem Leser einen tiefen Einblick in die einzelnen Protagonisten liefert.
Hin und wieder einen viel zu tiefen. An einigen Stellen wird das Innenleben der Charaktere zu ausführlich beschrieben, was die gerade aufkommende Spannung oft erheblich stört. Gerade in den Szenen, in denen die „Mitspieler“ in Panik verfallen, reflektieren sie lange über ihre jeweilige Situation, anstatt übereilt und unüberlegt zu handeln, wie man es normalerweise in einem solchen Angstzustand tut.
Dagegen ist es ein großer Pluspunkt, dass sich alle sieben durch die verschiedenen Wesenszüge voneinander unterscheiden. Sie reagieren sehr unterschiedlich auf die Bedrohung von Außen und ein gutes Gleichgewicht zwischen positiven und negativen Eigenschaften machen sie lebendig, wenn auch nicht immer sympathisch.

 

Der Sprachstil ist holprig, manchmal flüssig und dazwischen von unüblichen oder seltsamen Formulierungen durchsetzt. Ich habe mich nach einer gewissen Zeit daran gewöhnt, aber anfangs bin ich beim Lesen des Öfteren darüber gestolpert. Zum Schluss hin bessert es sich erheblich, weil zudem nun eher Handlungen als Überlegungen geschildert werden.
Davon profitiert auch die Story im Allgemeinen: Sie gewinnt im letzten Viertel deutlich an Fahrt und die eigentliche Auflösung ist in sich stimmig und nachvollziehbar.
Allerdings bleibt unklar, weshalb „C“ genau diese Aufgaben für seine jeweiligen Opfer ausgesucht hat. Der Bezug zu ihrem Leben beziehungsweise ihren „Fehlern“ hat sich mir nicht unbedingt erschlossen. Dadurch wirkt die Auswahl willkürlich und passt nicht zu dem sonst so peniblen „C“.

 

Fazit

 

Ich muss sagen, das Buch hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Anfangs hatte ich Probleme, in die Geschichte hineinzufinden. Einerseits brauchte ich etwas, um mit den Figuren warm zu werden, andererseits haben mich manche Gedankenmonologe, ein unausgegorener Sprachstil oder gewisse Ungereimtheiten oft unsanft aus dem Lesefluss gerissen. Dennoch packt der Plot einen ab einem gewissen Zeitpunkt unweigerlich, sodass man die restlichen Kapitel fast in einem Rutsch durchliest. Die Spannung ist definitiv vorhanden, allein schon aufgrund der Idee mit dem Potential zu einem wirklich tollen Thriller. Hätte man noch etwas an der Umsetzung gefeilt, wäre bestimmt am Ende auch ein solcher daraus geworden.