Rezension

Dystopie im Ruhrgebiet

Am Ende der Welt liegt Duisburg am Meer -

Am Ende der Welt liegt Duisburg am Meer
von Sascha Pranschke

Bewertet mit 4 Sternen

In möglicherweise einer nicht allzu fernen Zukunft an der Küste Duisburgs leben Mara und ihr jüngerer Bruder Ben. Eine Flutkatastrophe biblischen Ausmaßes hat weite Landesteile überspült. Die Menschen sind größtenteils heimatlos, jede:r schlägt sich irgendwie durch. Die größte Sorgen gelten der Nahrungsbeschaffung und einem trockenen Schlafplatz. Um jeden Preis trocken bleiben oder vor Einbruch der Nacht trocken werden, lockt Feuer doch andere Menschen und damit Gefahr an.

Mara und Ben sehen keine Zukunft mehr am kargen Duisburger Hafen. Wie so viele machen sie sich auf den Weg nach Osten. Erzählungen über freundliche Gestalten, die Menschen in ihrer Verzweiflung helfen, denen Nächstenliebe noch ein Begriff ist, treiben die Kinder an. Ben ist bereit, an diese Hilfsbereitschaft zu glauben, die in Form eines Mannes namens Noah existieren soll. Maras tiefe Skepsis lässt sie vorsichtig sein gegenüber allen Fremden. Denn irgendwann gilt es, sich zu entscheiden - wem kann man trauen und wem nicht?
Ein Buchhändlerkollege hat mir dieses Buch empfohlen, als ich ihm sagte, dass mir Cormac McCarthys "Die Straße" ungemein gefallen hat. Atmosphärisch nicht ganz zu vergleichen mit dem genannten Titel, liegt der Charme von Sascha Pranschkes "Am Ende der Welt liegt Duisburg am Meer" eher im Regionalkolorit der Reise durch ein Ruhrgebiet, das keiner von uns wiedererkennt. Ein unterhaltsames und empfehlenswertes Buch!