Rezension

Echt lesenswert, aber wenig Krimispannung

Die Nordseefalle - Tilman Spreckelsen

Die Nordseefalle
von Tilman Spreckelsen

Bewertet mit 4 Sternen

In Husum wird ein Mann verhaftet, der nach einem ausgiebigen Kneipengang seinen Saufkumpanen erstochen haben soll. Man fand den mutmaßlichen Täter schlafend auf seinem angeblichen Opfer liegend. Er kann sich an nichts erinnern, bis auf ein paar Bruchstücke, die sein gewiefter Anwalt Theodor Storm mir ein paar Schlucken Aquavit hervor kitzelt. Für eine genauere Klärung muss Storm mit seinem Schreiber auf die Insel Föhr, dort macht der dänische König Urlaub und um dessen Besitz soll der Streit gegangen sein - diesen Besitz hätte der König nun gerne zurück. In dessen Entourage findet sich auch der Dichter und Märchenerzähler Hans Christian Andersen und fällt vor allem durch sehr merkwürdige Unfälle auf.

Direkt und ohne Umwege lande ich im späten 19ten Jahrhundert in einer wenig gemütlichen Kerkerzelle. Die Zeit, die Umstände und die Umgebung werden mir angenehm unaufgeregt nahe gebracht und ich tauche recht schnell in diese mir doch recht fremde Welt ein. Der Anwalt Theodor Storm versucht auf vielen Wegen zu verhindern, dass sein Mandant an den dänischen König ausgeliefert wird - denn das würde wohl seinen sicheren Tod bedeuten.

Komplizierte Ermittlungen

Also macht Storm, oder besser sein Schreiber und Mädchen für alles Peter Söt, sich daran allerlei Hinweisen zu folgen. Aus Peter Söts Perspektive ist dieses Buch auch geschrieben, was dazu führt, das ich auch die eine oder andere “Niederung” des damaligen Lebens erkunden darf :-) Im Laufe der Ermittlungen geschieht ein weiterer Mord und alles scheint irgendwie mit den Sagen um die versunkene Stadt Rungholt  zusammenzuhängen.

Nette Unterhaltungen

Die Beschreibungen von Husum und Umgebung, genau wie der Insel Föhr,  sind sehr detailliert und anschaulich. Die Atmosphäre ist insgesamt eher düster und ein bisschen bedrohlich, aber die gelegentlichen Ausflüge zu Storms Schwarm Constanze und deren Freundeskreis bieten dazu dann einen netten Gegenpart. Dort geht es eher gesittet und sittsam zu.  Dank der bildhaften Beschreibungen fühle ich mich in beiden Welten  immer gleich zu Hause

Undurchsichtiger Dichter

Auch die Begegnungen zwischen Storm und Andersen schwanken zwischen Bedrohlichkeit und Sympathie. Ich mag Hans Christian Andersen bzw. seine Märchen und so hat er gleich mal ein paar Sympathiepunkte als Bonus bei mir. Die sind aber auch nötig, denn seine Rolle ist recht undurchsichtig und ziemlich suspekt. Die Auflösung des Ganzen kommt dann doch recht plötzlich und überraschend - aber sie ist durchaus nachvollziehbar und erscheint plausibel.

Mein Fazit:

Die Nordseefalle von Tilman Spreckelsen ist ein historischer Krimi, bei dem es für mich ein bisschen an Spannung mangelt. Dafür sind alle historischen Hintergründe - soweit ich das beurteilen kann - sehr genau recherchiert. Ich finde das Buch lässt sich wirklich sehr gut lesen, man sollte sich allerdings nicht so auf das Wort “Krimi” fixieren :-)