Rezension

Edgar Wallace in Lippe

Blut und Rüben - Uwe Voehl

Blut und Rüben
von Uwe Voehl

Köpfe ohne Leiche, Gen-Rüben und Terroristen und viel Humor

Ein Kopf ohne Leiche wird an einer versteckt im Wald gelegenen Ausgrabungsstätte einer Burg gefunden. Kurz darauf wird die Leiche des vor kurzem unter merkwürdigen Umständen ums Leben gekommenen Vermieters einer Illustren Wohngemeinschaft geschändet. Ex-Reporter Moritz Morgenstern lebt mit einer alten Damen – von allen nur die Gräfin genannt – einem sehr englisch anmutenden Butler – der aber eigentlich einen sehr deutschen Namen trägt – in einer ehemaligen Waldschänke im Teutoburger Wald. Der Erbe des verstorbenen Vermieters – der Engländer Oliver Dylan Dickens sowie sein alter Freund und Kriminalkommissar Norbert, unterstützen Moritz Morgenstern bei der Lösung des Falles in deren Verlauf eine der andern Beteiligten entführt und der Protagonist durch einen brutalen Überfall fast ums Leben kommt.

Sind die Abgesandten einer weltweit operierenden Gen-Technik Firma, die ihre Gen-Zuckerrüben auch im beschaulichen Lippe an den Bauern bringen will oder die RAF-Vergangenheit des ersten Opfers, die auch gleich das BKA auf den Plan ruft, die richtige Spur.

Die Handlung wird aus der Ich-Perspektive Moritz Morgensterns sehr anschaulich erzählt. Der Autor verfügt über detaillierte Ortskenntnis der real existierenden Schauplätze und der lippischen Landschaft. Die Beschreibungen machen Lust darauf, die Orte zu besuchen und auf den Spuren von Moritz Morgenstern und seiner Hündin Luna zu wandern.

Die Charaktere des Krimis sind sehr skurril, was beim Leser sowohl das ein oder anderen Schmunzeln, als auch Erinnerungen an die Edgar Wallace Filme der sechziger Jahre hervorruft. Trotz dieser humorigen Seite werden die handelnden Personen und ihre Beziehungen und Gefühle nicht zu flach und oberflächlich dargestellt.

Der 350-seitige Krimi bleibt immer spannend, der Autor nährt geschickt den Verdacht gegen verschiedene Verdächtige, so dass erst in dem furiosen, actionreichen Ende des Romans die Täter gestellt und der Fall gelöst werden kann. Die Auseinandersetzung mit den ernsten, aber aktuellen Themen gen-veränderte Nutzpflanzen und dem Verbleib nicht gefasster RAF-Terroristen bilden ein gutes Gegengewicht zu den witzigen Stellen des Krimis.

Eine tolle Idee des Autoren ist die einzigartige Methode, die Moritz Morgenstern nutzt um seine Gedanken zu den Verdächtigen und den Fortgang der Ermittlungen anzustellen: Jeder handelnden Person wird eine Playmobilfigur zugewiesen und diese dann auf dem heimischen Küchentisch drapiert, dagegen sehen die in den meisten anderen Krimis verwendeten Pinnwände oder schnöden Papierblätter doch sehr blass aus.

Gut gefallen hat mir auch der Nebenstrang der Erzählung, in dem die Waldschänken-Bewohner diese aus ihrem Dornröschenschlaf erwecken und als Ausflugslokal mit regionalen Spezialitäten – wovon Lippe viele zu bieten hat – wieder eröffnen. Das 3-Gänge Menü der Eröffnungsfeier stammt von Spitzen- und Fernsehkoch Ralf Zacherl und ist am Ende des Buches abgedruckt. Das Cover passt hervorragend zum Inhalt, die Übersichtskarte über Lippe und die Orte der Handlung auf den inneren Umschlagsblättern ist ebenfalls stimmig und liebevoll gestaltet und verstärkt meinen insgesamt sehr guten Gesamteindruck dieses Buches.

Mir hat das Lesen dieses Buches gerade wegen der interessanten Charaktere und des starken Regionalbezuges Spaß gemacht, endlich mal ein Regionalkrimi, der nicht in den Bergen oder an der See spielt.