Rezension

Egal, wie man sich etwas vorstellt - es geht immer noch ein bisschen schlimmer.

Die sieben Gründe zu töten - Uwe Wilhelm

Die sieben Gründe zu töten
von Uwe Wilhelm

Bewertet mit 4 Sternen

Der ehemaligen Staatsanwältin Helena Faber ist nichts geblieben. Sie hat keinen Job mehr, ihre Ehe ist gescheitert und ihre Familie ist zerbrochen. Von ihren beiden entführten Töchtern konnte nur die ältere, Katharina, befreit werden. Die jüngere, Sophie, gilt weiter als verschollen. Eine Spur von Sophie führt nach Saudi-Arabien und Katharina kann diese vage Spur nicht ignorieren und Helena ist nicht in der Lage, ihr das auszureden. Also folgt Katharina der Spur und Helena folgt Katharina …

Wie schon in den letzten beiden Bänden wird die Geschichte aus ganz unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Aber hauptsächlich sind das Helenas, Katharinas und Sophies Sichtweisen die gleichermaßen eindrücklich wie eindringlich erzählt werden. Auch Roberts Perspektive, als Vater der Opfer, ist bedrückend und endet ja leider auch tragisch.

Gehirnwäsche

Die Art, wie Sophie  hier einer Art Gehirnwäsche unterzogen wird, sicherlich gepaart mit dem Stockholm-Syndrom, hat gewisse aktuelle Bezüge. Im Moment tauchen in den Berichten der Tageszeitungen ja immer wieder Berichte über westliche, teils sehr junge, IS-Kämpferinnen auf, die nun, nachdem der Kampf ja wohl verloren ist,  wieder zurück wollen. Ihnen dürfte es ähnlich gehen, oder gegangen sein, wie Sophie.

Schicksale

Auch in Die sieben Gründe zu töten geht es sehr hart, sehr brutal zu und gelegentlich musste ich das Buch erst einmal für eine Weile beiseite legen. Vielleicht hat mich diese Geschichte mehr mitgenommen, weil ich selber Töchter in dem Alter habe, vielleicht auch, weil Uwe Wilhelm. für mich jedenfalls,  ein wirklich genialer Erzähler ist. Noch lange, nachdem ich die letzte Seite gelesen habe, beschäftigten mich die Schicksale der handelnden Personen weiter.

Versöhnlich

Im Gegensatz zu den beiden ersten Bänden geht die Geschichte hier noch eine Weile voraus in die Zukunft, bis in den Dezember 2022, was daran liegt, dass nach 2019 die Ereignisse des Buches sehr fiktiv sind und nichts mehr mit der geopolitischen Realität zu tun haben. Das Ende der Geschichte ist ohnehin kein richtiges Happy End, aber es ist trotzdem ein versöhnliches Ende - so versöhnlich, wie es eben geht.

Mein Fazit:

Die sieben Gründe zu töten ist spannend, brutal, blutig, eindringlich, temporeich und aufwühlend. Ich finde es ist nichts, für zartbesaitete Gemüter - aber es ist auf jeden Fall sehr, sehr lesenswert.