Rezension

Eher traurig und tragisch

Heimflug - Brittani Sonnenberg

Heimflug
von Brittani Sonnenberg

Bewertet mit 4 Sternen

Gleich vorweg: Das Buch ist nicht einfach.
Brittani Sonnenberg, die Autorin, ist selbst als Kind und Jugendliche von einem Ort zum anderen gereist. Ihr Vater war beruflich an verschiedenen Orten der Welt tätig, die Familie zog mit ihm. Alle paar Jahre ein neuer Ort. Atlanta, London, Hamburg, Seoul, Singapur....Moderne Nomaden, Expats genannt.

In ihrem mit autobiographischen Elementen durchsetzten Roman sind es Elise und Chris und ihre Kinder Leah und Sophie, die immer wieder ihren Lebensmittelpunkt verändern (müssen).
Der Anfang der Geschichte erzählt ein Haus, ein Haus, das verlassen wird. Niemandem mehr Heimat bietet. Es ist Elises Elternhaus.
Doch schnell geht es auch zu Chris Familie, den stolzen Eltern von ihm, die nun - am Ende ihres Lebens - ihre Farm aufgegeben haben und nun in einer Seniorenresidenz betreutes Wohnen erleben (müssen).

Dann erst beginnt die eigentliche - eher tragische - Geschichte von Elise und Chris. Den Anfängen, ihren Stationen. Dabei wechselt die Autorin ständig die Erzählweise zwischen den Protagonisten. Aus Sicht von Chris, von Elise, aber auch aus Sophies und Leahs Sicht und aus Sicht eines Erzählers werden die vereinzelte Stationen ihres Lebens erzählt. Dabei ist es keine lineare Erzählung, vielmehr sprunghaft schlüpfen wir in ihr Leben.

Nirgendwo gebunden, heimatlos - und in schweren Zeiten, nach einem großen Verlust irgendwie sprachlos - auch untereinander. Getrieben von einer Unrast, eines Gefühls, nirgendwo richtig dazu zu gehören, wird auch das zukünftige Leben von Leah beeinflussen.

Die skizzenhaften Momente, Momente, die aber auch immer Veränderungen bedeuten, machen klar, dass hier viel auf der Strecke geblieben ist.  Wie kann man sich binden, wenn man alle paar Jahre neue Freunde, neue Klassenkameraden, eine neue Wohnung und eine neue Umgebung suchen muss? Wenn man jedesmal aufs neue Trennungen hinnehmen muss ? Dazu kommt, dass Elise und Chris auch ganz bewusst diesen Abstand von ihrer kindlichen Heimat gesucht und gefunden haben.
Braucht man dann nicht ganz besonders die eigene Familie ? Einen fixen Bezugspunkt, einen Austausch, ein Verständnis für einander ? Was, wenn der nicht gegeben ist ? Was hat man dann für einen Halt, gerade in Zeiten, die wehtun ?

"Heimflug" - der Autorin ist es gelungen mir ihr Gefühl von Verlorenheit zu vermitteln. Sie selbst schreibt, dass nicht alles in diesem Buch autobiographisch ist, aber einige Kerndaten schon.
Mir hat es gefallen, dass die Sichtweisen immer wechselnden. Die Familie von allen Seiten beleuchtet wurde - viele Jahre ihres Lebens.

Kein Buch, dass glücklich oder gute Stimmung macht, sondern nachdenklich.