Rezension

Ein amüsanter Regionalkrime, der sich nicht aus der Masse hervorhebt

Engelsgeduld - Wolf Schreiner

Engelsgeduld
von Wolf Schreiner

Bewertet mit 3.5 Sternen

~~Engelsgeduld ist der vierte Band, in dem Pfarrer Balthasar Senner in seiner kleinen niederbayerischen Gemeinde nicht nur um seine Schäfchen sorgt, sondern auch wieder in bewährter Manier seinem Schnüffler-Gen nachgibt.
Ein Freiluftspektakel will der Bürgermeister auf die Beine stellen, es geht um Wilderer, Obrigkeiten und wehrhafte Bauern. Die Bürger reißen sich um die Rollen und der Kampf um die weibliche Hauptrolle der Gräfin geht zugunsten von Eva Dirnberger aus. Sie ist die Chefin des Reiterhofs und stellt gerne einige Pferde für die Aufführung und setzt zudem ihre weiblichen Reize ein. Karla Murlinger wäre als Schauspielerin sicher begabter, muss sich aber mit einer Statistenrolle zufrieden geben. Auch Pfarrer Senner wird vom Bischof zu einer Rolle verdonnert, er soll hoch zu Ross dem Spektakel den christlichen Segen geben. Gleich bei der ersten Probe passiert das Unglück, die wilde Menge der Statisten sollte auf die Gräfin schießen, in den alten Vorderladern sorgt Schwarzpulver für eine Menge Krach und Pulverdampf, doch „Gräfin“ Eva Dirnberger sinkt tödlich getroffen zu Boden, ausgerechnet aus Karla Murlingers Waffe war mit echter Munition geladen.
In bewährter Weise tastet sich nun Balthasar Senner an die Verdächtigen ran, spricht mit vielen und hört geschickt auf Zwischentöne. Mit Hinweis auf priesterliche Verschwiegenheit holt er aus manchem Zeugen mehr Informationen als die Polizei, was zu den üblichen Reibereien führt. Die Niederbayern sind ein kauziges Volk, ein ehrgeiziger Bürgermeister, ein eitler Bischof, eine geltungssüchtige Metzgersgattin und immer wieder seine polnische Köchin mit ungenießbaren Rezeptexperimenten, sorgen für einen lustigen Hintergrund.
Wenn es gar zu schlimm kommt, mischt sich Balthasar Senner eine Weihrauchzubereitung mit seiner ganz geheimen würzigen Zutat und lässt sich in die absolute Tiefenentspannung gleiten.
Engelsgeduld ist ein amüsanter Regionalkrimi ohne sich besonders aus der Masse hervorzuheben,  das Muster ist nun seit 4 Büchern bekannt und bietet leider nicht mehr sehr viele Überraschungen.  Das Personal ist immer gleich, man kennt sein Leid mit den ungenießbaren Produkten der Pfarrköchin, man kennt seine Leidenschaft für „würzigen“ Weihrauch und auch die Kabbeleien mit seinem Bischof sind immer die gleichen. Dabei ist der Stil und Sprache durchaus witzig und die Gegend und ihre kauzigen Bewohner werden mit viel Sympathie geschildert, der Autor setzt eben auf sein bewährtes Erfolgsrezept, das bei seinen Lesern ankommt.