Rezension

Ein amüsantes Possenstück...

Das Erlkönig-Manöver - Robert Löhr

Das Erlkönig-Manöver
von Robert Löhr

Bewertet mit 4.5 Sternen

Mit Witz und Sachkenntnis beschert uns Robert Löhr dieses pfiffige deutsche Wintermärchen aus der Zeit der Romantik. Ein mitreißendes historisches Abenteuer um die Ikonen der deutschen Literatur.

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Nein, es ist nicht der Vater mit seinem Kind. Sondern eine illustre Gesellschaft in geheimer Mission.
Bekannte Größen der Geschichte wie Goethe, Schiller, Alexander von Humboldt, Achim von Arnim, Bettine Bretano und Heinrich von Kleist ziehen kreuz und quer durch deutsche Lande, letztlich um Napoleon Bonarparte vom Thron zu stürzen, damit teutsch bleibt was des Teutschen ist.

Robert Löhr hat hier ein amüsantes Possenstück kreiert, das mir ausgesprochen gut gefallen hat. Allein die Idee zu diesem Roman finde ich schon außerordentlich. Dabei sprüht der Roman phasenweise vor Witz, und manchesmal musste ich auch mehr als schmunzeln. Die Vorläufer des Graffiti beispielsweise, wenn an Hauswänden zu lesen war: "Gäb´s jetzt noch einen Götter-Sohn, so wär´s gewiss Napoleon." Oder als mitten in einem Überfall plötzlich alle Beteiligten beginnen, über "Die Leiden des jungen Werther" zu diskutieren. Oder aber auch, als Goethe plötzlich beschließt, Faust I und II durchaus wörtlich zu nehmen, nämlich im Gesicht seines Gegners... All dies waren jedoch eher subtile Bonmots, die die eigentliche Geschichte zu keiner Zeit zum Slapstick verkommen ließen...
Da ich bezüglich historischer Fakten meist eher unsicher bin, habe ich zwischendurch immer mal wieder das Internet bemüht und dabei gestaunt, wieviele Fakten Löhr tatsächlich in diese Geschichte integriert hat. Selbst eine zufällige Begegnung Goethes und Schillers in den Straßen Weimars hat seinerzeit tatsächlich stattgefunden. Auch die altertümliche Schreibweise mit Begriffen wie "fürderhin", "Zugegensein", "Fisimantenten" oder "etwelche" demonstriert für mich die liebevolle Ausgestaltung des Romans.

Nach der Hälfte des Buches hätte ich sogar die Höchstpunktzahl vergeben - für mich bei einem historischen Roman sonst kaum vorstellbar... Dann jedoch gestaltete sich die Erzählung über einige zig Seiten etwas zäh und langatmig, und der Witz ging dabei etwas verloren.
Zum Glück zogen Spannung und Unterhaltung gegen Ende wieder mehr an, so dass ich zusammenfassend nur sagen kann: bitte mehr davon!

Da offensichtlich noch eine Fortsetzung des Romans existiert, werde ich also danach mal meine Augen offen halten...