Rezension

Ein außergewöhnlicher Science-Fiction-Roman

Der Mann, der vom Himmel fiel -

Der Mann, der vom Himmel fiel
von Walter Tevis

Bewertet mit 5 Sternen

Was passiert mit einem Außerirdischen, der auf die Erde kommt, um Raumschiffe zu bauen und die Bewohner seines eigenen Planeten zu retten? Diese Frage bildet den Kern des von Walter Tevis bereits 1963 verfassten Romans „Der Mann, der vom Himmel fiel“. Auf den ersten Blick mag die Geschichte an Science Fiction erinnern, doch im Laufe der Lektüre zeigt sich, dass es Tevis eigentlich um etwas anderes geht. Nämlich um die psychologische Entwicklung dieses Außerirdischen, der sich Newton nennt. Er gewöhnt sich zwar an das Leben als Mensch, doch zu den Menschen selbst bewahrt er stets eine Distanz. Einsamkeit und Melancholie plagen ihn. Er ist zerbrechlich, in physischer und psychischer Hinsicht. Bald kommen Alkoholismus, Verzweiflung und die Entfremdung von seiner Herkunft hinzu.

 

„Er war menschlich, aber nicht wirklich ein Mensch.“

 

Beschäftigt man sich näher mit Walter Tevis, so fällt auf, dass Newtons Schicksal auf der Erde einige Parallelen zum Leben des Autors aufweist. Genau wie Newton verfiel Tevis dem Alkohol. Er war als Kind außerdem krank und schwächlich, musste Medikamente nehmen. Schließlich verbindet auch Kentucky als Ort den Autor mit seiner Figur.

 

Das Außerirdischsein steht, wenn man diese Parallelen weiterdenkt, im übertragenen Sinne dafür, wie schnell es passieren kann, dass man unverstanden bleibt, dass man keinen Platz in der Gesellschaft findet.

 

Und diese biographische Lesart erklärt vielleicht auch, warum sich das Buch so introspektiv anfühlt, warum seine Melancholie nie aufgesetzt oder zwanghaft herbeigeschrieben wirkt. Es ist kein durchweg schweres Buch, aber auch keine leichte, unterhaltende Aliengeschichte. Und gerade das fasziniert.

 

Wenn man Tevis schon gelesen hat, dann weiß man, dass er erzählen kann. Und auch mit dem “Mann, der vom Himmel fiel” vermag er seinen Leser zu überzeugen. Es ist ein bemerkenswerter, nachdenklicher Roman.