Rezension

Ein außergewöhnliches Leseerlebnis

Die Eismalerin - Kristín Marja Baldursdóttir

Die Eismalerin
von Kristín Marja Baldursdóttir

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch ist sehr besonders. Wir sind in Island 1915 und es ist kalt, windig, ursprünglich, ein Land, wo man an Fjorden lebt mit Blick auf Gletscher, wo man entweder Fische fängt oder verarbeitet, Seehundspeck eine Delikatesse ist, Elfen und Trolle in den Wäldern hausen und die Menschen sehr ungewöhnliche Namen haben. 

Hier wächst Karitas auf, die eine besondere Begabung zum Malen hat, was einerseits erstaunlich, interessant und ungewöhnlich ist, andererseits in dieser naturverbundenen, von Arbeit beherrschten Welt keinen praktischen Nutzen hat und deswegen von den meisten Menschen eher belächelt wird. Auch wenn inzwischen Frauen ab 40 wählen dürfen, Automobile und Telefone in den Städten Einzug halten, hat das für die Frauen der Westfjorde nur wenig Bedeutung. Man muss arbeiten, um zu überleben, Männer fangen Fisch, Frauen verarbeiten ihn, so ist das seit Jahrhunderten und es hat sich bewährt. Kunst ist was für Reiche. 

Mit diesem Zwiespalt muss Karitas leben. Die Kunst ruft sie, aber sie kann sie sich eigentlich nicht leisten. Über 20 Jahre hinweg begleitet der Leser ihr Leben und das ist kein Zuckerschlecken, obwohl es auch schöne Momente gibt. 

Mit diesem Buch macht man eine Reise. Es lässt einen ganz tief eintauchen in das Island vor 100 Jahren, erzählt vom aufregenden Leben einfacher Leute und schafft ganz viel Atmosphäre. Man riecht das Meer und den Fisch, fühlt die Erhabenheit der Gletscher, bisweilen glaubt man fast an Elfen. Es erzählt von unterschiedlichsten Frauenschicksalen, von Dorfgemeinschaft, Hilfsbereitschaft und von Fortschritt, den man sich erkämpfen muss auf dem Land. 
Ein außergewöhnliches Leseerlebnis.