Rezension

Ein Beispielbuch der Rubrik „Nichts für mich“

Königin im Schatten - Der Leibwächter -

Königin im Schatten - Der Leibwächter
von Iris Hennemann

Bewertet mit 2 Sternen

Was soll ich zum Inhalt sagen?
Junge, von ihrem Gemahl nicht geliebte Königin, die sich am Hof halten will und mit ihrem Mann im Verlauf der Geschichte auch ein Arrangement findet, verliebt sich in ihren strahlenden (wider Willen) Beschützer.
Beide fühlen sich zueinander hingezogen, können ihre Liebe aber natürlich nicht offen Leben, zum einen selbstverständlich durch ihre Rolle als Herrscher und Untertan, zum anderen durch ihre emotionale Zugehörigkeit zu verschiedenen politischen Lagern.
Dadurch ergeben sich gerade für den männlichen Protagonisten (Arend) der Geschichte schwierige emotionale Entscheidungen.

Dies ist aus meiner Sicht der Kern des ganzen Buches.
Vom historischen Hintergrund betrachtet, den die Autorin ausgewählt hat, hat die Geschichte sogar ein gutes Potential gehabt.
Heinrich IV. in diesem Roman als emotional absolut zwiespältigen Charakter darzustellen, fand ich recht interessant und auf Grund seiner belegten Kindheit auch durchaus als glaubhaft mögliche Charakterentwicklung. Die historischen Ereignisse bis zum Beginn der Sachsenkriege sind auch geschickt in die Handlung eingebaut, so dass das Gerüst der Geschichte durchaus passt.

Aber damit hat es sich auch für mich schon erledigt. Die Darstellung der Entwicklung von Berta als Königin ist mir schon zu flach und einseitig. Sie will Königin sein, von ihrem Mann geliebt und geachtet werden und den Sachsen Arend will sie auch noch ganz für sich allein wenn es denn ginge. Da letzteres aber öffentlich so gar nicht geht, ist sie bisweilen ein wenig eifersüchtig, selbst wenn die Ratio in ihr weiß, dass ihr dies gar nicht zusteht. Aus dieser Konstellation heraus verlangt sie ständig von Arend Handlungen gegen dessen besseres Gewissen, mehr oder minder immer mit der Begründung „Im Namen der Liebe“. Und bis zum Ende dieses Romans zumindest immer ohne irgend eine Gegenleistung, absolut einseitig.

Und Arend? Da wurde es für mich irgendwann ganz unglaubwürdig.
Arend wird als aufrechter Sachse, mit hohen idealisierten Wertvorstellungen in die Handlung eingeführt. Schnell muss er erfahren, dass ideale Moralvorstellungen eben auch nur dies sind – Ideale. Teilweise wird ihm das sogar von verschiedenen Charakteren offen vor Augen geführt. Doch er hält selbstverständlich an seinen Wertvorstellungen fest, selbst als er erkennt, dass die Welt anders funktioniert.
Dadurch kommt er schnell in die Situation immer wieder gegen die Interessen seines Stammes handeln zu müssen, da er sich aus Liebe zu Berta vor den Karren Heinrichs spannen lässt, der ja kein Freund der Sachsen ist. Das war mir alles wirklich zu gehaltlos.
Unglaubwürdigster Punkt der ganzen Geschichte war für mich die Ehe Arends mit der Bauerstochter. Das arme sächsische Mädchen, das durch Heinrich IV. frisch geschändet nach Goslar gebracht wurde, um an die Männer seiner Wache „verfüttert“ zu werden. Errettung für das arme Kind gibt es nur, wenn sich jemand erbarmt sie zu heiraten. Aus der Wache ist da natürlich keiner drauf aus. Allein Arend der in dieser Situation hinzu kommt erbarmt sich, damit er seinen Moralvorstellungen nach wenigsten einen Menschen vor Unrecht retten kann, wenn er es (gerade im Hinblick auf seine geliebte Berta) sonst nicht kann.
Das ging für mich gar nicht zusammen, hohe Moralvorstellungen hin oder her. Arend war bis zu dieser Szene als Spross von altem sächsischen Adel, also aus gutem Hause am kaiserlichen Hof. Und er war sich bis dahin seiner Abstammung durchaus bewusst. Gerade wenn er idealisierte Vorstellungen von der Welt hat (Wie ein Kaiser zu sein hat, Wie Adlige sich zu benehmen haben etc.) hätte er die Bäuerin niemals geheiratet. Denn sie ist absolut und ganz weit von seinem Stand entfernt. Aber hier macht er natürlich die Ausnahme und errettet sie und bricht bewusst mit seiner Familie im Hinblick auf seinen Stand? Das war mir zu unglaubwürdig, zu viel, zu dick aufgetragen.

Fazit:
Den ganzen Mängeln des Romans für meinen privaten Lesegeschmack entgegen muss ich diesem jedoch zu Gute halten, das die Autorin Iris Hennemann einen sehr gut zu lesenden, flüssigen Schreibstil hat. Das Buch war wirklich schnell gelesen und ich empfand es auch als kurzweilig. Wenn sie in einem anderen Genre mit weniger Herzschmerzdrama publizieren würde, käme mir ein neues Buch auch vielleicht ins Haus.

Wer also eine typische historisch verpackte Liebesgeschichte lesen möchte, für den wird sich der gesamte Dreireiher wohl gut anbieten.
Für mich ist der Roman hingegen eine echte Ansichtssache und die beiden Folgebände werden den Weg zu mir sicherlich nicht finden.