Rezension

Ein besonderer Krimi

Auf den Schwingen der Hölle - Jan Flieger

Auf den Schwingen der Hölle
von Jan Flieger

Bewertet mit 4 Sternen

Das Verbrechen ist schon vor langer Zeit geschehen. Die Tochter von Bachmann und Sarah wurde vor Jahren vergewaltigt und ermordet. Der Täter verurteilt. Doch dieser Mord wirft weite Schatten in das Leben der Eltern des Opfers. Als Bachmann erfährt, dass der Täter Emmerlein aus dem Gefängnis entlassen wird und Urlaub auf den Lofoten machen möchte, will er seinen langgehegten Plan umsetzen und Emmerlein endlich richtig bestrafen. Er glaubt nur so kann er mit der Tat abschließen und zur Ruhe kommen. Seine Sarah folgt ihm auf seiner Jagd auf nach dem Mörder ihrer Tochter, auch wenn ihre Motive andere sind.

Jan Flieger hat einen ungewöhnlichen Krimi geschrieben, der nicht nach dem typischen Muster abläuft. Denn der Täter wurde schon gefunden und verurteilt. Der Leser darf nun bei dem nächsten Verbrechen hautnah dabei sein. Aber ist es ein Verbrechen, wenn der Vater den Tod seiner einzigen Tochter rächen möchte? Genau diese Frage stellt sich der Leser immer wieder selbst, was eine Schwarz-Weiß-Malerei unmöglich macht. Die Farbe Grau erscheint nicht nur bei der Frage Opfer-Täter immer wieder, sondern der ganze Roman scheint in diesem Ton gestaltet zu sein. Der Autor schafft eine durchweg düstere und oft sehr traurige Stimmung, selten werden kleine positive Dinge beschrieben. Am Ende hinterlässt der Roman einfach nur ein beklemmendes Gefühl und der Erkenntnis, dass mit einem Mord sehr viel mehr Opfer zu beklagen sind als der oder die Ermordete.

Jan Fliegers Roman ist ein besonderer Krimi, für den man trotz seiner Kürze Zeit und Ruhe braucht. So musste ich den Roman ab und zu zur Seite legen, weil es einfach zu bedrückend war weiterzulesen. Neben der ganzen Trauer und Wut schafft es Flieger die wunderbare Landschaft der Lofoten zu beschreiben, die er scheinbar selbst sehr liebt. Gleichzeitig ist er auch ein eindeutiger Liebhaber von Leipzig, der Heimatstadt von Bachmann und Sarah. Es gibt immer kleine Hinweise für den Leipziginsider :-)
Ein Stern ziehe ich ab, dafür das ich schon viel zu früh ahnte in welchem Showdown der Roman endet, denn ich bin jemand der gerne bis zur letzten Seite überrascht wird.