Rezension

Ein besonderes Buch mit teils autobiographischen Elementen, welches neben einer interessanten Story auch Aufklärungsarbeit über das Asperger Syndrom leistet.

Die goldene Ananas -

Die goldene Ananas
von Dennis Kornblum

DIE GOLDENE ANANAS Elias lebt seit fünfeinhalb Jahren in Wohnheimen für psychisch Kranke. Er hat die Diagnose Asperger-Syndrom, und Veränderungen in seinem Leben steht er überaus ängstlich und grundsätzlich ablehnend gegenüber. Daher erfüllt es ihn eher mit Widerwillen, dass er jetzt in eine eigene Wohnung ziehen soll, in das Dachgeschoss eines Fünfparteienhauses. Anfänglich geht es ihm hier nur darum, in Ruhe sein hohes Stundenpensum Technikübungen an seiner E-Gitarre durchzuziehen und möglichst viele Death-Metal-Alben zu hören. Als jedoch nach und nach die übrigen Hausbewohner auf ihn aufmerksam werden, kommt er immer mehr in sozialen Kontakt. Und plötzlich steht er vor ganz neuen Herausforderungen.

Inhaltsangabe:

An einem sonnigen Tag Anfang Juni zieht der 26-jährige, blondhaarige Elias Bach in eine kleine Dachgeschosswohnung in den Taubenweg 8. Zuvor lebte der junge Mann fünfeinhalb Jahre in Wohnheimen für psychisch Kranke. Elias ist fest an seinen Tagesablauf gebunden und verspürt starke Unruhe und Hektik, wenn dieser unterbrochen wird und Unvorhergesehenes auf ihn zukommt. Seine tägliche Routine besteht darin, dass der am Asperger Syndrom erkrankte Mittzwanziger täglich um 11:12 Uhr aufsteht, frühstückt und anschließend sechs Stunden lang auf seiner E-Gitarre spielt. Sein Abendprogramm gestaltet Elias ebenfalls nach einem festen Schema- sein Essen zubereiten, mehrere Filme ansehen und um drei Uhr morgens ins Bett zu gehen.
Nachdem die betreute Einrichtung Elias die Dachgeschosswohnung in einem Fünfparteienhaus zugeteilt hat, ist der junge Mann mit dieser neuen Situation komplett überfordert. Durch den Wohnungswechsel hat sich für Elias nicht nur sein komplettes Umfeld geändert, sondern er wird auch noch mit völlig fremden Menschen konfrontiert. Nach seinem Einzug lernt er nach und nach die anderen Hausbewohner kennen. Frau Kinateder, die Mieterin unter ihm klingelt spontan an Elias Wohnungstür um sich ihm vorzustellen. Obwohl dieser unangemeldete Besuch seinen strukturierten Tagesablauf durcheinanderbringt, denkt er noch lange an dieses freundliche Gespräch zurück. Nach Schilderung seiner Lebenssituation und seinen Hobbys rät ihm die ältere Dame, sein Talent mit der E-Gitarre doch der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Durch einen Stromausfall, der nur Elias‘ Wohnung betrifft und er somit nicht wie gewohnt zu dieser Uhrzeit seinen Kaffee kochen kann, ist er der Verzweiflung nahe. In seiner Not bittet er Willi, einen weiteren Hausbewohner um Hilfe. Dieser nimmt sich dem jungen Autisten an und die beiden kommen dabei ins Gespräch. Elias findet sogar den Mut, Willi auf seiner E-Gitarre etwas vorzuspielen. Der ältere Familienvater ist von der Fingerfertigkeit und dem E-Gitarrenspiel so beeindruckt, dass dieser Elias ermutigt seinen Bruder -der ebenfalls Gitarrist in einer Band ist- zu kontaktieren. Willi weist ihn darauf hin, dass er mit 26 Jahren genau das richtige Alter hat um ins Musikbusiness einzusteigen. Er findet es schade, dass Elias sein Talent nur in seinen eigenen vier Wänden ausübt und damit die goldene Annans erwirbt, einen Preis, der nur für ihn bestimmt ist, da sonst keiner weiß wie gut der Mittzwanziger wirklich spielt.
Gelingt es Elias aus seiner Comfortzone auszubrechen, Willis Bruder zu kontaktieren und so den großen Durchbruch als Musiker zu schaffen?

Zitat: Buch S. 105:
"Du übst jeden Tag stundenlang, nur alleine in deinem Kämmerlein. Stattdessen könntest du eigentlich arbeiten und Geld verdienen oder mit Kumpels chillen, rausgehen, was erleben, was weiß ich. Du investierst da eine Mörderzeit rein, und alles nur für die goldene Ananas.“

Eigene Meinung:

Im Dezember 2020 veröffentlichte Dennis Kornblum seinen ersten Roman „Die goldene Ananas“. Mit seinem Debüt verarbeitet der Newcomer literarisch nicht nur sämtliche Probleme und Schwierigkeiten die den sozialen Kontakt betreffen, sondern auch wie sich ein vom Asperger Syndrom-Betroffener diversen Alltagssituationen stellen muss. Im Jahr 2007 wurde bei Kornblum selbst das Asperger-Syndrom diagnostiziert. Daher gibt dieser Roman einen unverhüllten Einblick in die Welt eines Betroffenen und führt dem Leser auf jeder Seite des Buches vor Augen, wie ein Autist denkt, fühlt, handelt und sich damit einem genau strukturierten Tagesablauf unterwirft, der kaum Abweichungen zulässt.
Zu Beginn des Buches habe ich es als ungewöhnlich empfunden, dass sämtliche Protagonisten bis ins Detail vom Autor beschrieben wurden, jedoch diese erwähnten Einzelheiten im Laufe der Handlung keine allzu große Rolle gespielt haben. Genau diese Schreibweise sorgt für die Authentizität die das Buch so besonders macht. Nur ein Autor, der von diesem Krankheitsbild selbst betroffen ist, kann das Geschehen mit all seinen Gedanken und Empfindungen so realitätsgetreu niederschreiben. 
Je länger man sich mit Elias und dem Verlauf der Geschichte befasst, desto deutlicher wird es, dass Kornblum die Position des 26-jährigen Protagonisten einnimmt und so über seine eigenen Schwierigkeiten und Erfahrungen schreibt. Immer wieder spürt der Leser welche große Überwindung es Elias kostet mit Fremden in Kontakt zu treten und aus seiner eigenen Comfortzone auszubrechen. Meiner Meinung nach ist es dem Autor sehr gut gelungen im Rahmen dieses Romans seine eigenen Eindrücke und Unsicherheiten allen Nichtbetroffenen näherzubringen. 
Ich finde, dass Kornblum mit „Die goldene Ananas“ nicht nur einen interessanten und ungewöhnlichen Roman verfasst hat in dem er sein Leben darin verarbeitet, sondern gleichzeitig Aufklärungsarbeit leistet und die Weichen für ein besseres Verständnis für Menschen mit Autismus stellt.
Fazit: Ein besonderes Buch mit teils autobiographischen Elementen, welches neben einer interessanten Story auch Aufklärungsarbeit über das Asperger Syndrom leistet.
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen