Rezension

Ein besonders Buch mit viel Interpretierspielraum

Nur zu Besuch - Michael Haag

Nur zu Besuch
von Michael Haag

Nur Zu Besuch

Kurzbeschreibung

Was braucht man um eine Geschichte zu erzählen?
Reichen vielleicht vier Dinge aus?

Etwas Altes: ein namenloser Fremder, der die mondlose Nacht dazu nutzt, um durch einen Randbezirk der Stadt zu schlendern.
Etwas Junges: ein seltsamer Junge, vielleicht zwölf Jahre alt. Eine bizarre Erscheinung, die auf den Fremden unheimlich wirkt, dennoch auch vertraut.
Etwas Gebrauchtes: ein Messer mit Damastklinge. Ein langjähriger Begleiter des Fremden, viel benutzt und gut gepflegt.
Etwas Blutiges: eine Frau mit besonderen Augen. Augen, die ein Grund waren, um ihre Kehle zu öffnen und sie zu befreien, so wie der Fremde es nennt …

Eine fantastische Geschichte, die man auch gerne ‚Thrillasy’ nennen darf.

Was ist Thrillasy?

Das Fantastische, Ungreifbare und nicht Erklärbare, das die Fantasy ausmacht, trifft auf das Spannende, Echte und Gefährliche, das einen Thriller lesenswert macht.

Das Buch hat 79, wobei die Geschichte 72 Seiten lang ist und man noch eine Leseprobe geschenkt bekommt (Die Norder Saga).

Ich hatte die große ehre ein Rezensionsexemplar Lesen zu dürfen.
Keine angst jetzt kommen keine Lobeshymnen, dass jeder unbedingt diese Buch Kaufen muss.
Denn ich muss gestehen das ich anfangs so meine Probleme mit der Art des Buches hatte. Ich fand die vielen Dialoge zwischen dem Fremden und seinem Schatten etwas anstrengend (der Schatten warnt ihn vor Gefahren und der Fremde gibt ihm auch vollkommen recht und zieht dann sein ding durch. Wie ein trotziger kleiner Junge, der seiner Mutter recht gibt, damit diese ruhig ist, damit er dann doch machen kann was er will) und der Autor scheint ein Fan von Schachtelsätze zu sein  ;). Was den Lesefluss zu Anfang etwas hemmt, wenn man nicht selber auch Fan davon ist oder solche Texte gewohnt ist. Das Bessert sich aber in laufe des Textet rapide. Ansonsten hat der Autor das Talent sehr bildhaft zu beschreiben. Was mir wiederum sehr gut gefallen hat.
So zum Beispiel 1. Kapitel, Seite 16
„Ein Kribbeln, das sogar die Bedenken des Schattens wegschieben konnten und absolute Freiheit bedeutete. Die Freiheit, die in so einer Welt voller Regeln, Verordnungen, Gesetzen und selbst auferlegten Bürden, schwer zu erreichen war, außer man nahm sie sich einfach, wenn sie griffbereit um einen herumtänzelte.“

Wer oder was der Schatten eigentlich ist, bleibt offen. Er ist eben ein Schatten, nicht fassbar und doch greifbar, er ist das was du in ihm siehst. Ein Freund. Die Vernunft. Die Rechtfertigung dafür, warum man macht das man tut...
Es gibt viele solcher interpretierbarer stellen in dem Buch. Was genau so gewollt ist, von Autor. Er wollte dem Leser den größtmöglichen Spielraum lassen und das ist ihm gelungen.
Es wird einem auch nicht verraten was der Fremde beispielsweise in den Augen der Frau sieht, warum sie seiner Meinung nach befreit werden darf.

1. Kapitel, Seite 12
„ Augen konnten ihm alles zeigen, alles verraten und wenn er alles wusste, musste er entscheiden, ob er diesen Menschen besuchen wollte...“
oder
5. Kapitel, Seite 58
"Unnd dann hatte sich die Miene des Jungen geformt. Eine Miene, wie er sie erst einmal gesehen hatte und die Augen - diese Augen."
Nach kurzer Ruflektion der Geschichte, konnte ich mich gut mit ihr anfreunden.

Fazit:
Dieses Buch ist was ganz besonderes. Es wird sehr viel Freiraum für Interpretationen gelassen. Man sollte eine gute Vorstellungskraft haben und Kreativ sein, denn es wird vieles nicht eindeutig Aufgeklärt, es muss sich im Kopf des Lesers entfallen und sich dort zu einen Bild zusammenfügen. Es gibt kein richtig oder falsch, es ist nicht schwarz oder weiß, es gibt nicht nur gut oder böse... es gibt viele Nuancen und es ist Aufgabe des Lesers seine für ihn gültige Lösung zu finden. Wer so etwas mag, für den ist das Buch genau richtig.

Das sagt der Autor über sich:
Fantasie und Kreativität begleiten mich schon mein ganzes Leben.
Es fing mit den Geschichten an, die in meinem Kopf herumgespukt sind, sich wie kleine Gedankenblitze eingeschlichen hatten und nicht mehr weg wollten, bis ich angefangen habe sie niederzuschreiben.
Man könnte somit sagen: Das Schreiben hat mich gefunden und nicht umgekehrt