Rezension

Ein bisschen viel Hin und Her

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid -

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
von Alena Schröder

Bewertet mit 3 Sternen

Dieses Buch stand nicht wirklich auf meiner Leseliste, aber da es es als Hörbuch gibt, habe ich es mir als solches gegönnt und muss sagen, dass ich beim Hören gespaltene Gefühle der Geschichte gegenüber hatte.

Diese wird nämlich nicht nur in zwei Zeitebenen erzählt, was ich gar nicht schlimm fand, sondern auch noch aus recht vielen verschiedenen Perspektiven, was dann doch etwas anstrengend war. Ebenfalls wurde immer recht abrupt zwischen diesen Perspektiven hin und her gesprungen. Ansonsten fand ich den Schreibstil aber gut und flüssig. Und auch die Sprecherin hat einen wirklich guten Job gemacht.

Allerdings ist in diesem Buch auch noch ganz schön viel los. So geht es nicht nur um die gestörte Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Senta und ihrer Tochter Evelyn, sondern auch noch um einen während der NS-Zeit verloren gegangenen, jüdischen Kunstschatz, wovon ein Bild besonders wichtig ist. Es geht aber auch um Hannah, die sich um ihre im Heim lebende Oma Evelyn kümmert und sich auf die Suche nach genau diesem Kunstschatz macht. Allerdings ist ihre Oma dabei keine große Hilfe, da diese sich vor diesem Thema verschließt. Das alles hätte mir vollkommen ausgereicht und hätte wirklich spannend sein können, doch dann erfährt man auch noch von den Problemen und Gedanken anderer Charaktere, die noch nicht einmal sonderlich wichtig sind und so hat es sich dann doch hier und da etwas gezogen. Obendrein musste auch noch eine kleine, verbotene Liebesgeschichte sein, die am Ende auch nicht besonders wichtig war. Dennoch fand ich die Geschichte im Großen und Ganzen ganz gut, unterhaltend und teilweise auch lehrreich, selbst, wenn am Ende einige Fragen offen bleiben.

Was die Charaktere angeht, so war ich ebenfalls etwas zwiegespalten. Zwar sind sie, bis auf Hannah, alle recht interessante Persönlichkeiten, aber teilweise auch recht unsympathisch. Gerade mit Trute, die zwar für Evelyn mehr Mutter war als Senta, aber ansonsten recht streng und hart wirkte, wurde ich nicht so richtig warm. Auch Evelyn ist nicht gerade ein Ausbund von Freundlichkeit, sondern eine recht mürrische, alte Frau. Weshalb sie so ist, kann man sich zwar denken, aber eine direkte Antwort bekommt man darauf nicht. Am interessantesten fand ich jedoch Senta, denn sie ist vielschichtig und obwohl sie ihre Schwächen hat und keine gute Mutter ist, habe ich sie am besten verstanden. Dahingegen war Hannah zwar sympathisch, aber auch relativ fade.

Insgesamt muss ich sagen, war mir in diesem Buch etwas zu viel los. Es gab zu viele verschiedene Charaktere und Blickwinkel, die mich teilweise etwas verwirrt haben. Im Grunde war es aber dennoch so gut, dass ich auch das weitere Buch der Autorin hören werde, in der Hoffnung, endlich Antworten auf die offen gebliebenen Fragen zu bekommen.