Rezension

Ein Buch, aus dem man viel für sich gewinnen kann!

Adnan für Anfänger - Adnan Maral

Adnan für Anfänger
von Adnan Maral

Ich finde, Adnan für Anfänger ist eines der Bücher, die man besonders als Deutscher lesen sollte, denn man kann viel für sich daraus gewinnen. In seiner Autobiographie kann man hinter die Kulissen blicken, man lernt den Menschen und nicht den Schauspieler Adnan Maral kennen, liest von fröhlichen und traurigen Ereignissen seines Lebens, die unheimlich berührend sind und findet zwischen den vielen Anekdoten aus seinem Leben zahlreiche Lebensweisheiten und Antworten auf Fragen, die man sich vielleicht selbst bereits gestellt hat.

Maral, Adnan – Adnan für Anfänger: Mein Deutschland heißt Almanya

 

Worum geht’s?

Ein Mann mit vielen Seiten erzählt in diesem Buch von seinem Leben als Türke in Deutschland. Adnan Maral, den meisten wohl als Metin Öztürk aus der Serie Türkisch für Anfänger bekannt, denn dort spielt er den sehr eingedeutschten Vater der Patchwork-Familie. Nun hat er ein autobiographisches Buch geschrieben, in dem er von seinen Erfahrungen und seinem Leben in Deutschland erzählt. Selbstkritisch und humorvoll redet er über Integration, misslungen und gelungen, klärt mit deutschen Vorurteilen auf und beseitigt eigene Vorurteile, immer auf der Suche nach einer zentralen Frage: Ist er eigentlich Deutscher oder Türke?

 

Schreibstil

Da ich noch nicht so viele autobiographische Bücher gelesen habe, kann ich Adnan für Anfänger nur schwer vergleichen. Es ist kein Buch, das man in einem Rutsch durchliest, weil einen der Schreibstil so gefangen nimmt. Dazu ist er zu einfach, nicht malerisch genug. Aber ich denke, dass es darauf in einem Sachbuch nicht ankommt. Vielmehr hat der Stil dafür gesorgt, dass ich mir Zeit genommen habe, um auch über die Dinge nachzudenken, die ich gelesen habe und um die vielen Lebensweisheiten zu lernen, die in diesem tollen Exemplar stecken.

 

Meine Meinung

Ich finde, Adnan für Anfänger ist eines der Bücher, die man besonders als Deutscher lesen sollte, denn man kann viel für sich daraus gewinnen. In seiner Autobiographie kann man hinter die Kulissen blicken, man lernt den Menschen und nicht den Schauspieler Adnan Maral kennen, liest von fröhlichen und traurigen Ereignissen seines Lebens, die unheimlich berührend sind und findet zwischen den vielen Anekdoten aus seinem Leben zahlreiche Lebensweisheiten und Antworten auf Fragen, die man sich vielleicht selbst bereits gestellt hat.

Adnan Maral ist schon als kleiner Junge nach Deutschland gekommen, sein Vater ein Gastarbeiter, der seine Familie später - wie viele andere auch - nach Deutschland geholt hat, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Er hat hier Abitur gemacht, spricht unsere Sprache und einige Dialekte einwandfrei und ist einer der bekanntesten Schauspieler unseres Landes. Trotzdem hat er immer noch keinen deutschen Pass, was aber nicht daran liegt, dass er nicht gerne Deutscher wäre. Das wäre er sogar sehr gerne, aber er möchte deshalb nicht aufhören, Türke zu sein.

"Ich persönlich wünsche mir, so akzeptiert zu werden wie ich bin. [...] Also warte ich. Warte, bis die Politik das auch erkennt und hierzulande den Menschen aus meiner Heimat entgegenkommt", schreibt er und verdeutlicht damit das Problem, dass viele Menschen hierzulande haben, die schon seit längerer Zeit immigriert sind. Ihre Wurzeln sind zwiegespalten, sie sind mit beiden Kulturen aufgewachsen, sie gehören beide zu ihnen. Warum kann das nicht auf dem Pass stehen? Wieso ist es ihnen nach wie vor nicht möglich, eine doppelte Staatsbürgerschaft zu haben?

Maral schildert verständlich und mit viel Humor seine Erfahrungen als deutscher Türke, so dass ich als Leser häufig lachen musste, wenn mir Szenen aus dem täglichen Leben bekannt vorkamen. Warum tragen türkische Frauen Kopftücher? Werden die von ihren Männern unterdrückt? 

"Ja, klar, der türkische Mann an sich unterdrückt Frauen, wo er nur kann. Deshalb müssen sie alle auch hinter ihm herlaufen", ist seine ironische Antwort auf diese Frage.

Er klärt mit Vorurteilen auf, erzählt, dass Frauen selbst entscheiden können, wie sie ihren Glauben ausleben wollen, dass Kopftücher ein Zeichen der Religion sind, wie es bei uns das Kreuz ist, was sich manche Leute umhängen. Was ist also unser Problem damit? Wir haben uns Glaubensfreiheit erkämpft, wir dürfen unseren Glauben ausleben wie wir wollen, wieso wollen wir dann türkischen Frauen in Deutschland ein Kopftuchverbot erteilen?

Solche Ideen können nur entstehen, wenn wir nicht aufeinander zugehen, wenn wir Vorurteilen glauben schenken, statt die andere Seite kennenzulernen und als Menschen zu akzeptieren.

"In Wahrheit geht es immer um den Menschen und nicht um den Schein, nicht um Vorstellungen, die wir aus unseren Prägungen und übernommenen Ansichten generieren. Aber wer prägt uns, wer verzerrt die Wirklichkeit und verhindert, dass wir genauer hinsehen? Wer macht unsere Meinung?"

Nicht nur mit Vorurteilen räumt Maral auf, sondern schenkt dem Leser einige Lebensweisheiten, die er sich zu Herzen nehmen sollte. So rät ihm seine Mutter, dass er immer auf andere Menschen zu gehen soll. "Egal, wer es ist. Und erwarte nicht, dass du etwas bekommst. Sei trotzdem offen. Wer weiß, mit welchen Erfahrungen dich dein Gegenüber schon im nächsten Moment bereichert. Jede Begegnung kann ein Geschenk sein. Schlag es nicht aus. Niemals."

Diese Stelle fast wunderbar zusammen, was Adnan Maral sich von anderen Menschen wünscht. Mehr Verständnis und Interesse fürs Gegenüber, jemanden als Menschen sehen, nicht als Türken oder Deutschen oder Schweizer, sondern als eine Person, die es wert ist, kennen und verstehen gelernt zu werden. Ein Aufruf, mutig zu sein und Klischees zu brechen!

 

Fazit

Ein Buch, das mit Vorurteilen und Klischees auf humorvolle und spannende Art und Weise aufräumt. Definitiv eine Pflichtlektüre, um mit anderen Leuten ins Gespräch zu kommen und seine Sichtweise zu öffnen. Ein Aufruf an alle, mal weniger deutsch, türkisch etc. zu sein und stattdessen andere so zu sehen, wie man selbst ist: als Menschen.