Rezension

Ein Buch, das einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Jetzt bin ich hier -

Jetzt bin ich hier
von

Bewertet mit 5 Sternen

»Da sah ich afrikanische Leute und habe sie über Dortmund gefragt und ganz plötzlich habe ich angefangen zu weinen. Sie haben mich beruhigt und haben mir geholfen. Ich wollte sterben. Alles war fremd und viel zu viel. Ich werde diesen Tag nie vergessen.«

Warum verlassen Menschen ihre Heimat? Dafür gibt es viele mögliche Gründe, manchmal sogar gute, weil einen z.B. die Liebe in die Fremde zieht. Meist jedoch geht es ganz simpel um Fragen des Überlebens, meist ist das Verlassen der Heimat nichts anderes als eine Flucht vor Krieg, Folter, Unterdrückung und/oder Hunger.

 

In dieser Anthologie kommen Menschen zu Wort, die aus den verschiedensten Ländern nach Deutschland kamen. Ursprünglich sollten nur Texte von Flüchtlingen aufgenommen werden, es kamen dann aber noch weitere von MigrantInnen und Menschen mit Migrationshintergrund hinzu. Alles zusammen bildet eine beeindruckende Sammlung, die sowohl inhaltlich als auch von der Art der Texte her eine große Vielfalt aufweist.

 

So finden sich neben sehr persönlichen Erfahrungsberichten Geschichten zu verschiedenen Themen, es findet sich ein umfangreicher Sachtext und einiges an Lyrik. Die Lektüre des Buchs ist entsprechend abwechslungsreich und kurzweilig. Zwar machen manche Texte sehr betroffen, andere hingegen sind einfach unterhaltsam zu lesen oder strahlen puren Optimismus aus. Beeindruckt haben mich in diesem Zusammenhang die positiven Gefühle, die in nicht wenigen Texten herauskommen, die Liebe zur alten Heimat, selbst wenn sie einem übel mitgespielt hat und die Verbundenheit mit der neuen Heimat, selbst wenn man sich dort noch fremd fühlt.

 

Neben den Texten enthält die Anthologie auch einige sehr ausdrucksstarke und thematisch passende Bilder des Künstlers Bernard Bieling. Genau wie die Autorinnen und Autoren hat er auf sein Honorar verzichtet. Dieses geht, wie auch ein großer Teil der Erlöse aus dem Buchverkauf, an den Verein Exil e.V. in Osnabrück. Mit dem Kauf erwirbt man also nicht nur ein hochinteressantes Buch, sondern tut auch noch etwas Gutes.

 

Fait: Ein Buch, das einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Ich kann diese Anthologie jedem interessierten Leser wärmstens empfehlen.

 

»Ich habe gelernt, dass Heimat nicht nur ein Ort ist, wo wir geboren sind, sondern es ist das Gefühl, das wir von Menschen bekommen, das Gefühl der Akzeptanz, der Zugehörigkeit und Liebe, und um dieses Gefühl zu entwickeln, müssen wir die Menschen zuerst akzeptieren. Wir müssen sie akzeptieren und lieben und langsam werden sie anfangen, uns zurückzulieben.«