Rezension

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Ein Buch, das ich nicht bewerten könnte, selbst wenn ich es wollte...

Eine für vier- Für immer und ewig - Ann Brashares

Eine für vier- Für immer und ewig
von Ann Brashares

Im Leben gibt es nur selten Geschichten, die einen so sehr berühren, dass man darüber um 1:52 Uhr vor seinem Laptop sitzt, weil man nicht anders kann, als seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Es sind diese Bücher, die das Lesen lesenswert machen und es sind diese Bücher, die mein Herz schmerzen lassen. Ich kann mich nicht einmal mehr an das letzte Mal erinnern, als mich ein Buch so emotional mitgerissen hat wie "Sisterhood Everlasting" von Ann Brashares. Ich habe geweint und gelacht. Und dann wieder geweint. Zwischenzeitlich wusste ich nicht, ob ich jemals damit aufhören würde. Das ist irgendwo traurig, aber ich habe das Gefühl, dass ich es nicht zu schätzen wüsste, wenn es anders wäre.
Sisterhood Everlasting ist der fünfte und finale Band in der Eine Jeans für Vier Reihe (Im Englischen Sisterhoof of the Travelling Pants) und war eigentlich nicht geplant. Das Buch spielt etwa zehn Jahre nach dem vierten Roman der Reihe und beschäftigt sich mit den ernsteren Themen des Lebens. Es war kein Jugendroman mehr, sondern die Geschichte von vier Frauen, die einst ihr gesamtes Leben miteinander geteilt haben. Wenn ihr diese ersten vier Bücher noch nicht gelesen habt, dann tut das jetzt. Sofort. Es sind fantastische Bücher, die ich wirklich sehr geliebt habe. Und ich würde es hassen, wenn ihr sie aufgrund der Dinge, die ich gleich schreiben werde, nicht mehr lesen würdet. Das würde ich wirklich. Tut euch den Gefallen und lernt Lena, Tibby, Carmen und Bridget kennen, bevor ihr entscheidet, dass die Bücher "nichts für euch" sind.
Ich bin mit der Schwesternschaft groß geworden, habe sie zu dieser Zeit mit meinen eigenen Freundinnen geteilt. Wir haben Notizen in die Bücher geschrieben (Was würde ich für diese Notizbücher geben...), über unsere Lieblingscharaktere gestritten und natürlich darüber, "wer mit wem" zusammen kommen sollte. Und selbst wenn ich kaum noch Kontakt zu diesen Freundinnen habe, so wird das immer etwas sein, das uns verbindet. Aber das wichtigste: Lena, Tibby, Bridget und Carmen sind so zu einem Teil meiner Lebensgeschichte geworden. Sie wurden lebendig, weil ich über sie sprach, als seien sie real, weil ich sie mit anderen Leuten teilte.
Ich möchte niemandem die Geschichte durch Spoiler verderben und ich habe wirklich darüber nachgedacht, diesen Text ohne Spoiler zu schreiben, aber die Wahrheit ist, dass ich das nicht kann. Es gibt Dinge an diesem Buch, die kann ich nicht für mich behalten (Nun ein Ding, wenn man es genau nimmt), wenn ich ehrlich darüber sprechen will. Deshalb empfehle ich allen, die die anderen Bücher noch nicht gelesen haben, hier mit dem Lesen aufzuhören.
Denn es hat einen Grund, warum auf dem amerikanischen Cover nicht vier, sondern drei Frauen zu sehen sind und es hat einen Grund, warum es kein einziges Kapitel in diesem Buch aus Tibbys Perspektive gibt, wo das doch der Stil der Autorin ist, zwischen den vier Freundinnen zu wechseln. Tibby ist tot. Und allein diese Worte zu schreiben fällt mir schwer. Es macht die Sache so final. Weiterzulesen allein hat mir schwer gefallen, da es gar nicht so sehr die Tatsache an sich ist, sondern die Art wie Tibby geht. Ich war wütend auf Ann Brashares, ja es war geradezu etwas, das sie mir persönlich angetan hat. Sie hat mir etwas Reines, Unschuldiges entrissen, denn egal wie scheiße das reale Leben manchmal ist und egal wie scheiße das Leben der vier Freundinnen in den Romanen manchmal war, man konnte sich immer darauf verlassen, dass die Geschichte in einem einigermaßen akzeptablen Happy End endete. Dass Tibby tot ist, das konnte für mich kein Happy End sein, das konnte es einfach nicht. Aber ich habe weiter gelesen und ich bin froh darum. Denn mit jedem Wort habe ich der Autorin ein klein wenig mehr verziehen, mit jedem Wort habe ich verstanden, warum sie es getan hat, auch wenn ich es bis jetzt nicht wahrhaben möchte.
Ann Brashares hat eine Gabe die Dinge auf eine Weise auszudrücken, wie es nur sehr wenige Autoren vermögen. Sie schafft es Schönes, aber auch Schreckliches in Worte zu fassen. In Worte und in Bilder und das ist es, was einen so sehr berührt, was einem das Gefühl gibt diese Charaktere zu kennen. Und jetzt, wo es vorbei ist, fühle ich mich als könnte ich endlich mit der Geschichte abschließen. Auch wenn ich das Buch wohl nie wieder in Händen halten kann ohne diesen leichten Stich in meinem Herzen.
Sisterhood Everlasting bekommt keine Herzen von mir, denn wie sollte ich ein Buch bewerten, das mir so viel von meiner Jugend zerstört hat, mir aber auch so viel Neues gegeben hat? Ich will es nicht und ich kann es auch nicht.
Vielleicht klinge ich jetzt weinerlich und sicher würde sich meine kleine Schwester vor Lachen nicht mehr einkriegen können, wenn sie das hier läse. Aber es ist nun einmal wahr, dass Bücher Welten öffnen. Sie öffnen sie, ziehen einen hinein und halten einen fest. Manche spucken einen bei der letzten Seite schon wieder aus, andere lassen sich Zeit damit und geben einen vielleicht niemals frei. Sisterhood Everlasting gehörte zu Letzteren.