Rezension

Verdirbt einem die gesamte Reihe

Eine für vier- Für immer und ewig - Ann Brashares

Eine für vier- Für immer und ewig
von Ann Brashares

Enthält Spoiler! 

Cover:
Ich mag die rote Farbe und auch, dass die JEANS als Markenzeichen der Mädchen noch immer auf dem Cover prangt, obwohl diese Zeiten längst Vergangenheit sind.

Meinung:
Ich sage gleich vorweg, dass ich das Buch nicht mochte und dass das Buch die komplette Reihe in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt, was ich nicht mag. Um es kurz zu machen: Dieser Teil hat mir die gesamte Reihe verdorben und das macht mich sauer.
Da es wegen einiger Entwicklungen nicht möglich ist, eine spoilerfreie Rezension zu schreiben, sage ich genau, was mich gestört hat und diejenigen, die das Buch noch lesen wollen und nicht wissen wollen, was genau passiert, sollten sich diese Rezension nicht durchlesen.
Carmen, Lena, Bee und Tibby sind seit Ende des vierten Teiles nun zehn Jahre älter. Aber leider nicht wirklich reifer. Carmen ist eine berühmte Schauspielerin und mehr mit ihrem iPhone und sich selbst beschäftigt, als man es ertragen kann, außerdem ist sie mit einem reichen Idioten verlobt. Lena ist eine Malerin, die kaum Geld hat, um sich Essen zu kaufen und daran kaputt geht. Bee lebt in einer sehr eigenartigen Weise, gemeinsam mit Eric und beschenkt Obdachlose mit ihren Dingen. Arbeitslos ist sie obendrein und zweifelt an ihrer Liebe. Und Tibby… tja. Dazu komm ich später.
Die ersten 50 Seiten waren eine Tortur. Ich dachte, ich hätte ein anderes Buch gegriffen und nicht den fünften Teil der JEANS-Reihe. Was ist aus meinen Mädels geworden?! Die eine ist schlimmer als die andere. Alle sind traurig, jammern auf höchstem Niveau und das, was sie nicht erkennen, wird für den Leser sofort ersichtlich: Keine ist glücklich mit ihrem Leben. Alle haben sich zu etwas verändert, was absolut nicht zu ihnen passt. Es ist, als hätten komplett andere Figuren diesen Roman bevölkert, die durch Zufall genauso heißen wie die Mädchen, die ich ins Herz geschlossen habe. Dazu kommt, dass von dieser ach so tollen Freundschaft, die die vier sich vorgegaukelt haben, NICHTS mehr übrig ist. Gar nichts. Ich hatte so eins starkes Bedürfnis, das Buch abzubrechen, wie ich es selten bei einem Buch hatte.
Dann kam aber eine Szene, wegen der ich weiterlesen musste. Tibby bestellt ihre „Freundinnen“ nach Santorin, um ein Wiedersehen zu feiern. Doch sie erscheint nicht. Es stellt sich heraus, dass Tibby gestorben ist. ZACK!
Ja. Tibby ist tot. Was zum Henker?!, fragte ich mich, während ich das las und blätterte vor, blätterte zurück, schaute nach. Ja, Tibby war wirklich tot. Einfach so.
Das war ein Punkt, an dem ich das Buch eigentlich absolut nicht mehr weiterlesen wollte. Ich halte generell nichts davon, dass eine Reihe so geschrieben ist, dass sie eigentlich einen Schlussstrich hat und dann nach Jaaaahren nochmal ein abschließender Band erscheint, der meist viel schlechter ist und nichts mit den Vorgängern gemeinsam hat. Leider hat sich dieser Eindruck nochmal bestätigt. Es kam mir so vor, als wollte Ann Brashares einen absoluten Schlussstrich ziehen, der es ihr und den Fans unmöglich machte, dass vielleicht in vielen Jahren doch noch ein weiterer Teil der Reihe erscheinen würde. Nur muss das auf diese Weise geschehen?
Ich wollte das Buch nicht weiterlesen. Das einzige, was mich angetrieben hat, war die Suche nach Gründen, die man etwa 50 Seiten vor Schluss erhält. Die Erklärung fand ich an sich plausibel, dennoch wirkte dieses gesamte Handlungskonstrukt furchtbar an den Haaren herbeigezogen, sodass ich es nicht glaubhaft finde, weil ich es einfach nicht verstehen möchte. Warum muss man eine so geliebte Figur ohne Sinn einfach sterben lassen? Egal, ob Tibby krank war oder nicht. Das hätte man doch auch bitte anders lösen können und vor allem nicht so, dass die vier sich nicht nochmal aussprechen können.
Das, was auf etwa 300 Seiten Handlung passiert, ist leider kein angenehmes Lesen gewesen. Zum einen herrschte auf jeder Seite so viel Schmerz, der für mich reine Fassade war. Jahrelang haben sich die vier nicht umeinander gekümmert, die Freundschaft war kaputt. Und jetzt wird ein Fass aufgemacht, weil die allerbeste Freundin gestorben ist, von der man nicht mal weiß, dass sie eine fast zweijährige Tochter hatte. Das fand ich alles so unglaubwürdig und heuchlerisch, dass ich absolut keine Sympathie mehr für die Mädchen übrig hatte. Es wird hundert Mal rumgeheult, wie sehr sie Tibby vermissen. Tja, zu spät, Mädels! Dadurch erschien diese besondere Freundschaft für mich in einem ganz anderen Licht zu stehen, was mir die vorherigen Bände ziemlich madig gemacht hat, was ich wirklich traurig finde. Ich werde nie mehr Band eins bis vier lesen können, ohne zu wissen, dass die Freundschaft eigentlich zum Scheitern verurteilt ist.
Ich konnte das alles nicht ernst nehmen und es machte mich sauer. Es mag sein, dass in den ersten drei Bänden eine sehr gute Freundschaft zwischen den Mädels herrschte, die vielleicht auch außergewöhnlich war. Aber ab dem vierten Band driften sie auseinander und das ist der Punkt, an dem diese Freundschaft nicht mehr bestand und an dem man sich als Leser eingestehen muss, genau wie auch die Figuren es endlich mal hätten tun sollen, dass die Freundschaft nicht stark genug war, allen Umständen zu trotzen.
Ansonsten passiert wirklich gar nichts. Man muss Carmen dabei zusehen, wie sie sich selbst und ihrem Leben etwas vorspielt und es nicht mal merkt. Lena rennt noch immer Kostos hinterher und diesen Strang bin ich mittlerweile wirklich einfach nur noch Leid. Muss sich das jetzt wirklich über 5 (!) Bände hinziehen?! Gibt es etwas Einfallsloseres als das?! Und Bee kümmert sich als einzige wirklich um das, was Tibby passiert ist und reist zu Brian und Bailey, Tibbys Tochter. Immerhin. Es ist irgendwo witzig, dass ich Bee am Anfang gar nicht mochte und sie jetzt die einzige ist, vor der ich Respekt habe. Sympathie nicht, aber Respekt. Die anderen können mir gerade den Buckel runterrutschen.
Keines der Mädchen, bzw. jetzt Frauen hat sich weiterentwickelt und das finde ich absolut schwach.
Das Ende konnte mich ein bisschen aussöhnen, weil die Mädchen, bzw. Frauen hier wieder so waren, wie ich sie in Erinnerung hatte. Gleichzeitig mochte ich das Ende aber nicht, weil ich es mehr als unrealistisch finde, dass sie Jahre nicht miteinander gesprochen haben, nicht mal in der Lage waren, gemeinsam über den Tod von einer Freundin zu sprechen und nun leben alle in Eintracht und bester Freundschaft zusammen. Wie das plötzlich so harmonisch funktionieren kann, ist mir ein großes Rätsel.

Fazit:
Ich verstehe zwar nicht, warum man Tibby sterben lassen musste, aber gut. Damit muss ich wohl leben. Aber dass man ein Buch mit den gleichen Dingen füllt, die man seit vier Bänden immer wieder aufwärmt, finde ich einfallslos und langweilig. Außerdem haben sich die Mädchen in oberflächliche und trauernde Zicken verwandelt, die ihr Leben bejammern, an dem sie nie etwas geändert haben, was anstrengend ist. Am schlimmsten ist jedoch, dass hier eine Freundschaft in den Himmel gelobt wird, die anhand der beschriebenen Handlungen ab einem gewissen Punkt niemals existiert hat und das ist für mich als Leser unerträglich, da ich diese Idealisierung von Dingen, die nicht da sind, einfach nicht mag. Dieser Band hat die komplette Reihe für mich kaputt gemacht und das finde ich wirklich traurig.