Ein Buch, das mich oft lachen ließ, das mich berührte - und das mir ein neues Lieblingswort präsentierte: "Staubschäfchen" (klingt doch viel netter als die ollen Wollmäuse...)
Bewertet mit 4.5 Sternen
Kaffee mit Macchiato...
Ella Freitag will wirklich niemandem zur Last fallen. Aber als das Wasser in ihrem Krankenzimmer allmählich immer höher steigt, drückt die 87Jährige doch auf die Klingel. Und so wird die rüstige alte Frau kurzerhand zum 30jährigen Sascha aufs Zimmer gelegt, der nach einer Augen-OP eigentlich nur seine Ruhe haben will.
Anfangs ist er recht genervt von der Belegung seines Nachbarbettes, aber als Frau Ella, wie er die alte Dame kurzerhand nennt, dazu gezwungen werden soll, ihre Einwilligung zu einer OP unter Vollnarkose zu geben - völlig unnötig, wie sie beide befinden - flieht er mit ihr in einer Nacht und Nebel Aktion aus dem Krankenhaus. Kurzerhand quartiert er Frau Ella erst einmal bei sich zu Hause ein. Nur für eine Nacht. So der Plan...
Was als spontaner Einfall beginnt, krempelt bald schon Saschas Leben um. Frau Ella und er nähern sich allmählich einander an - kopfschüttelnd zunächst, dann aber zunehmend wohlwollender. Vielleicht ist es eben doch schön, morgens von frischer Luft und Kaffeeduft geweckt zu werden - und vielleicht kann man auch unkonventionelle Methoden wie das Eierkochen nach Musik tolerieren, wenn das Ei dabei doch "exzellent" wird. So wie es verschiedene Methoden des Eierkochens gibt, gibt es auch unterschiedliche Arten der Kaffeezubereitung, was Frau Ella anfangs sehr verblüfft. Schließlich fragt sie aber jeden, ob er oder sie den Kaffee mit Macchiato haben möchte, was nach anfänglicher Verwirrung jeden verzückt.
Nicht nur Sascha ist zunehmend begeistert von den Folgen seiner verrückten Entführung, auch seine Freunde verlieben sich in Frau Ella, die dadurch gehörig aus ihrer fast 90jährigen Routine gerissen wird - und wieder mehr am Leben teilzunehmen beginnt. "Was war da noch normal? Was gab es da zu verstehen? Die Welt war einfach verrückt geworden, und es war gar nicht nötig, dass sie alles und jeden verstand." (S. 269 f.)
Ein Buch über eine ungewöhnliche aber anrührende Freundschaft, die Annäherung verschiedener Generationen, Toleranz und Akeptanz, dabei humorvoll, tiefsinnig und voller Wärme. Witzig und klug geschrieben, verführt das Buch gleichzeitig zum Nachdenken über das eigene alltägliche Miteinander und lässt einen ahnen: Frau Ella täte jedem von uns gut.
"Wo soll das nur enden, Frau Ella?" "Na, irgendwann auf dem Kirchhof. Bis dahin könnten wir aber noch ein bisschen Spaß haben, oder?" (S. 80)
Ein Buch, das mich oft lachen ließ, das mich berührte - und das mir ein neues Lieblingswort präsentierte: "Staubschäfchen" (klingt doch viel netter als die ollen Wollmäuse...).
Und nun trinke ich noch einen Kaffee mit Macchiato und versuche mir etwas von der Wärme und dem Lächeln, mit dem das Buch mich zurückließ, zu bewahren.
Und ich freue mich auf den Film, Kinostart ist am 17. Oktober 2013.
Hier geht´s zum Trailer:
http://www.youtube.com/watch?v=r4tbg1CY-7s
© Parden
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Auch diese Rezension findet sich bebildert in unserem Blog - wie immer freuen wir uns über Euren Besuch!
http://www.litterae-artesque.blogspot.de/2013/10/beckerhoff-florian-frau...