Rezension

ein Buch, das nachwirkt

Du verreckst schon nicht! - Jana Koch-Krawczak

Du verreckst schon nicht!
von Jana Koch-Krawczak

Bewertet mit 4 Sternen

Eine junge Frau, geboren und aufgewachsen in Polen, z.T. in der Zeit nach der Wende, die für viele Familien Geldnot und Alkoholismus bedeutete. Jana erzählt ihre Geschichte schonungslos. Von den Erlebnissen mit ihren Eltern, die beide Alkoholiker sind. Der Alltag ist gekennzeichnet durch Schlägereien und gegenseitigen Beschimpfungen des Ehepaares. Jana wird entweder gar nicht wahrgenommen oder misshandelt. Schläge, kein Essen, Demütigungen. Erst als sie zu ihrer Großmutter flüchtet erlebt sie ein geregeltes Leben, Zuneigung und Verständnis. Doch als ihre Großmutter an einem Herzinfarkt stirbt, fängt das Grauen wieder von vorne an. Ihre Mutter hat einen neuen Mann und als ihre Stiefschwester geboren wird, erlebt Jana wieder Ignoranz, Vernachlässigung und Brutalität . Erst als sie sich einer Jugendgang anschließt und später als Prostituierte Geld verdient und dieses zum größten Teil ihrer Mutter gibt ,in der Hoffnung auf Anerkennung, sieht sie ein Lächeln auf dem Gesicht ihrer Mutter, dass aber mehr dem Geld gilt , als ihr.

Wie überlebt man ein solches Leben und bleibt dabei noch Mensch ? Diese Frage ist mir des Öfteren durch den Kopf gegangen und die Frage, wieso das Jugendamt in solchen Fällen nicht eingreift. Haben Kinder keine Lobby ,weil sie noch zu naiv sind und glauben, dass sie selbst schuld daran sind , wenn die Eltern sie nicht mögen ?
Ich finde es sehr mutig von Jana ihre Geschichte hier aufzuschreiben und ich kann mir vorstellen, dass dieses Buch vielleicht auch Frauen lesen, die ähnliches erlebt haben und vielleicht ein bisschen Auftrieb bekommen, weil sie merken, sie sind nicht allein. Das Lesen dieses Buch kostet Kraft, wahrscheinlich genauso wie das Schreiben. Das was man liest ,lässt sich nicht so schnell verdauen und hallt lange nach. Ich habe ich es an einem Tag durchgelesen,weil ich wissen wollte, wie Janas Geschichte endet und habe mich sehr über das Ende gefreut.

Ich habe volle Hochachtung vor dieser Frau, die ihr schweres Schicksal meisterte und trotzdem noch den Weg ins " normale " Leben zurück gefunden hat.

Ich wünsche Ihnen Jana und ihrer Familie alles erdenklich Gute