Rezension

Ein Buch, dem es eigentlich an nichts mangelt

Der verwaiste Thron 1 - Claudia Kern

Der verwaiste Thron 1
von Claudia Kern

Bewertet mit 4 Sternen

Nach einer kurzen Einführungsphase, in denen zwei (Ana und ihr Bruder Gerit) der wichtigsten Charaktere vorgestellt werden, folgt im Prinzip eine Beschreibung des Verlaufs von Anas Flucht. Sie hat es während ihres Weges nicht leicht, muss sich mehreren Widrigkeiten widersetzen bis sie schließlich an einem Scheideweg ankommt, an dem das Buch endet. Neben Anas Geschichte gibt es noch weitere Erzählstränge, z.B. die von Anas Bruder Gerit. Nach dem Massaker konnte er sich auf der Burg verstecken, doch natürlich konnte er sich nicht ewig versteckt halten und er wird von den Nachtschatten entdeckt. Sie töten ihn jedoch nicht sofort, wie den Rest seiner Familie, sondern er wird den nichtmenschlichen – die Nachtschatten sind eine Art vielfältiger Werwesen – Dienern zugeteilt. Sein Erzählstrang berichtet über seinen Werdegang unter den Nachtschatten, was interessante Sympathie-Konflikte beim Leser herbeiführt. Schließlich erlebt der Leser auch noch, was ein gewisser Gelehrter Craymorus, den man im Prolog kennengelernt hat, erlebt. Dieser verfügt über einschlägige Erfahrung mit den Nachtschatten und lernt Rickard, den Erben des Fürsten von Westfall bei dessen Ausbildung kennen und schätzen. Er wird zu seinem Begleiter, als Rickard nach dem Massaker an den Hof seines Vaters zurückgerufen wird, doch schon bald trennen sich ihre Wege, denn Rickard soll gen Somerstrom ziehen, um die Burg zurückzu- und für seinen Vater zu erobern und Craymorus soll stattdessen in Rickards Auftrag dessen verschollene Verlobte Ana finden…
Ich bin mir nach der Lektüre uneins mit mir, was ich nun wirklich davon halten soll. Einerseits ist das Buch wirklich gut geschrieben, die verschiedenen Erzählsträge sind nicht nur gut voneinander getrennt, so dass man beim Lesen nicht den Überblick verliert, sondern haben dennoch eine deutliche Verbindung zueinander. Dies macht das Buch trotz Mehrpespektivität zu einem guten Gesamtpaket. Der Schreibstil ist technisch einwandfrei und hält die Waage zwischen Ausführlichkeit und Fortschritt der Geschichte. Doch irgendwie ist der Funke bei mir nicht ganz übergesprungen. Das Buch ist zwar nicht wirklich spannend geschrieben, dennoch passieren sehr wohl spannende Dinge und es liest sich daher sehr gut weg. Die Charaktere sind eigentlich auch ausnahmslos sympathisch und gut gezeichnet. Vor allem im Erzählstrang um Gerit wird deutlich wie vielschichtig sie sind. Dennoch fehlt mir irgendetwas, das ich nicht benennen kann. Vielleicht mag es auch einfach daran liegen, dass das Buch bei den verschiedenen Perspektiven einfach zu kurz ist und man so keine wirklich intensive Verbindung aufbauen konnte, doch dafür gibt es ja noch zwei Fortsetzungen, handelt es sich hier doch um eine Trilogie. Dies wird vor allem am Ende des Buches deutlich, verfügt es doch nicht über ein klassisches Finale und die Handlung wird sicher im nächsten Band Verrart nahtlos weitergehen.

Fazit: Sturm ist ein Auftaktband, dem es eigentlich an nichts mangelt und ich auch keinen einzigen Punkt finde, den ich kritisieren kann, dennoch ist der Funke bei mir nicht wirklich übergesprungen. Vielleicht vermag die Fortsetzung dies ja zu ändern.