Rezension

Ein Buch, dem Worte nicht gerecht werden

Die uns lieben - Jenna Blum

Die uns lieben
von Jenna Blum

Zugegebenermaßen weiß ich nicht. ob ich zum Lesen dieses Buches raten soll oder ob ich potentielle Leser warnen sollte, es lieber zu lassen....denn kann man sich vor dem Beginn des Lesens wirklich bewusst sein, dass diese Geschichte einen wahrscheinlich nie wieder loslassen wird?

Die Autorin erzählt in zwei Handlungssträngen - einmal in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts in Minnesota, wo Trudy, Annas Tochter maßgeblich im Vordergrund steht und einmal während des Dritten Reiches in Weimar.

Ich habe bereits einige Bücher gelesen, die während des Dritten Reiches spielen, sodass die Fakten, die im Laufe der Handlung zur Sprache kommen, mir alle nicht neu waren - und dennoch vermittelte Jenna Blum zusammen mit den Erlebnissen von Anna ein derartiges Gefühl der Beklemmung, wie ich es kaum je beim Lesen erlebt habe.
Nicht nur Annas Geschichte wird erzählt, man erfährt gleichzeitig, wie es den normalen Bürgern während des Krieges erging, aber auch, was im KZ Buchenwald ablief und was Menschen zu tun bereit sind, um zu überleben.

Im späteren Handlungsstrang fand ich die Interviews, die Trudy als Geschichtsprofessorin mit Deutschen über ihre Wahrnehmung der damaligen Zeit führt, besonders verstörend, auch wenn es einen eigentlich nicht wundern sollte, was der menschliche Geist alles verdrängen kann.

Jenna Blum erzählt eine fiktive Geschichte, die aber genau so passiert sein könnte und zeigt darüber hinaus auch auf, wie derart tiefgreifende Erlebnisse das gesamte Leben und auch den einzelnen Menschen verändern können - ein Buch, das einen nach dem Einstieg nicht mehr gehen lässt.

Wer bereit ist, sich darauf einzulassen, sollte dieses Buch unbedingt lesen!