Rezension

Manchmal zu viel Klischees

Die uns lieben - Jenna Blum

Die uns lieben
von Jenna Blum

~~Inhalt (übernommen):

Weimar, 1940. Ledig, schwanger und von ihrem Vater verstoßen, kommt die 19-jährige Anna bei der Bäckerin Mathilde unter. Mathilde erhält Mehl, Zucker und Butter von den Nazis, um das Offizierskasino von Buchenwald mit Gebäck zu beliefern. Gleichzeitig schmuggeln die beiden Frauen Brot ins KZ und geheime Botschaften hinaus. Als Mathilde zwei Jahre später auf frischer Tat ertappt wird und der Obersturmführer Horst von Steuern in der Bäckerei auftaucht, sieht Anna nur einen verzweifelten Ausweg, sich und ihre kleine Tochter Trudy zu retten.

Minneapolis,1996. Ein paar diffuse Erinnungsschnipsel, ein verstecktes Familienfoto und ein unauslöschliches Gefühl der Schuld sind alles, was Trudy mit ihrem Geburtstort Weimar verbindet. Erschüttert vom Tod ihres Stiefvaters und erdrückt von der Last einer Vergangenheit, die ihre Mutter hinter einer Mauer aus Schweigen verbannt hat, beginnt die Geschichtsprofessorin endlich mit der Recherche zum Alltag nichtjüdischer Deutscher Frauen im Dritten Reich. Nach und nach legt sich dabei die erschütternde Geschichte ihrer Mutter frei, die so ganz anders ist, als sie es erwartet hat.

Personen/Charaktere:

Der Roman erzählt abwechselnd die Geschichte von der jungen Anna, die 1939 in Weimar beginnt und 1945 in der USA endet. Parallel dazu lernen wir Trudy, ihre Tochter kennen: Diese Geschichte spielt 1996/1997 - ebenfalls in den USA.

Anna ist eine junge Frau, die von klein an, sich den Männern unterordnet und gehorcht. Als hübsche Deutsche hat sie es im Nazi-Deutschland einfacher als andere und verkauft sich und ihren Körper an einen Obersturmführer, um mit Lebensmittel versorgt zu werden. Ihr Leben besteht aus Unterwerfung, Gehorsam und Angst. Diese Charaktereigenschaften folgen ihr bis ins hohe Alter. Um sich selbst zu schützen, sagt sie sich immer wieder "Die Vergangenheit ist tot" - und schweigt. Auch gegenüber ihrer Tochter.

Trudy wächst in Weimar in der Bäckerei auf. Die Erlebnisse des Krieges, der Hunger und die Besuche des Obersturmführers "verarbeitet" sie in Träumen, die sie bis ins Alter verfolgen. Sie will unbedingt wissen, was hinter dem Familienfoto verbirgt und beginnt ein "Deutschen-Projekt". Auch Trudy ist ihrer Mutter gar nicht so unähnlich und schweigt, sobald es um ihre Gefühle geht.

Auf den Obersturmführer möchte ich hier nicht viel näher eingehen - er war ein typischer Nazi.

Fazit:

Ein Roman, der einem manchesmal den Atem stocken lässt und zum Nachdenken anregt. Allerdings wurden von der Autorin die Charaktere und die Deutschen im allgemeinen viel zu klischeehaft dargestellt, das sich gegen Ende des Romans zum Glück wieder etwas gebessert hat.

Wer den etwas anderen Roman über Deutschlands Schwärzeste Zeit sucht, darf hier zugreifen. Selten hat mich ein Buch so nachdenklich, berührt und teilweise auch geschockt zurückgelassen.