Rezension

Ein Buch voller Wortwitz

Applaus für Bronikowski
von Kai Weyand

NC heißt eigentlich Nies. Als seine Eltern nach einemLottogewinn beschliessen ihren sogenannten Lebenstraum zu erfüllen und nach Kanada auswandern, lassen sie den 14jährigen Nies mit seinem älteren Bruder zurück. Nies ist geschockt, verletzt und aus der Bahn geworfen. Fortan beschließt er seinen Namen in NC "No Canadian" zu ändern. Sein Bruder ist ein Zahlenmensch, Banker, NC hingegen ein Wortmensch, der Buchstaben und Wörter mag, sie auf ihre Eigenarten untersucht, sie wörtlich nimmt.Er kommt mit dem "normalen" Leben nicht zurecht, weder mit Freundschaften, noch mit Arbeitsstellen. Doch dann will es der Zufall, dass er an seinem 31. Geburtstag einen neuen Job findet, in einem Bestattungsinstitut.

Kai Weyand kann mit Wörtern jonglieren, sein Stil ist eine leise Erzählart, wie ein sanfter Fluss, ohne großartigen Stromschnellen, dennoch lässt es einen durch diese Geschichte rauschen. Es lässt einen Nachdenken über Wörter, Buchstaben, Sätze.

"Aber er blieb stehen und bemerkte, dass Tod ein einsilbiges Wort war. Das gefiel ihm. Komplizierte Dinge bestanden aus mindestens zwei Silben, das Wort Liebe zum Beispiel. Noch schlimmer; Liebesverhältnis. Zwei Hauptwörter, fünf Silben. Wahnsinn." (Zitat, S. 34)

Der Protagonist ist kein einfacher Mensch. Einer, der aneckt, der große soziale Probleme hat und bei dem wir über viele Handlungen den Kopf schütteln. Keiner, der uns im echten Leben vielleicht symphatisch wäre. Dennoch schafft es Kai Weyand, dass man sich ihm verbunden fühlt, ihn manchmal auch versteht.
Trotz aller Ernsthaftigkeit, die dieser Roman über den Tod und die Toten vermittelt, über den Beruf des Bestatters und das Leben an sich, gibt es sehr viele humorigen Szenen, die alles auch wieder erden.

"NC dacht, dass er bei solchem Wetter nicht sterben wollte. Er wollte keinen Aufruhr, keinen Sturm, Regen, Hagel oder Schneefall. Für den Aufstieg seiner Seele wünschte er sich angenehme vierundzwanzig Grad und Windstille. Bei Licht betrachtet gab es nur wenige Tage im Jahr, die zum Sterben geeignet waren." (Zitat, S. 165)

Fazit:

Ein meisterhaftes Buch, das mit Worten spielt. Dazu eine Geschichte, die einen nachdenken lässt über den Tod und seine Würde, und die dabei trotzdem voller Humor und Ironie ist.