Rezension

Ein Drama von Schuld und Sühne

Schuldacker - Tom Finnek

Schuldacker
von Tom Finnek

Bewertet mit 5 Sternen

Der junge Benedikt stolpert nach einem gewonnenen Fußballmatch trunken vor Freude (und sonstigem) über eine Leiche. Der Tote ist recht schnell identifiziert: es handelt sich um Paul Winterpracht, der vor einiger Zeit seinerseits einen jungen Mann durch einen Faustschlag getötet hat. Aufgrund seiner Jugend und seiner geringen geistigen Fähigkeiten, ist er mit einem milden Urteil davongekommen. Das wiederum hat einige Bewohner von Westerwick wie den Journalisten Gerd Nollmann und seine Bürgerwehr ziemlich aufgeregt. Spielt hier Selbstjustiz eine Rolle? Und was haben die Hinweise auf Bibelsprüche zu bedeuten. 

Heinrich Tenbrink und Mail Bertram müssen in alle Richtungen ermitteln und durchleuchten sowohl die Familie Winterpracht als auch die Aukemas, deren Sohn das Opfer von Pauls Gewaltausbruch war. Die Familie Aukema gehört zu den strenggläubigen Mennoniten und hätten ein veritables Motiv. Allerdings erlegt ihnen ihr Glaube allerlei strenge Regeln auf und untersagt ihnen, Gewalt auszuüben und erlegt . Doch halten sich wirklich alle dran?  

Meine Meinung:

Tom Finnek ist wieder ein fesselnder Krimi gelungen, der durch die unterschiedlichen Charaktere sowohl bei den Ermittlern als auch bei den Dorfbewohnern besticht. Heinrich Tenbrink hat nach wie vor einige Aussetzer nach seinem Schädelbruch und ist eigentlich die Karriereleiter hinauf gefallen. Allerdings, so argwöhnt der Münsterländer Dickschädel, soll er so aus dem Alltagsgeschäft herausgehalten werden, da seine Ermittlungsansätze hin und wieder gewöhnungsbedürftig sind. Ihm zur Seite steht wieder Maik Bertram, der manchmal etwas ungestüm ist und nach wie vor von seiner Vergangenheit als Drogenfahnder in Magdeburg eingeholt wird. Trotz aller Unterschiede ergänzen sich die beiden so gut, dass sie nun gemeinsam mit Pudel Flocke eine Männer-WG in Tenbrinks Haus bilden. Diesmal spielt Flocke ein recht große Rolle, die dem Krimi eine humoristische Tone gibt.  

Ein abermaliges Wiedersehen mit Jan Bonnema, dem niederländischen Polizisten bewahrt Maik vor einer Riesendummheit. Ach ja, Dummheit - Maik und die Frauen sind auch so ein Kapitel mit dem wir uns hier beschäftigen. Diesmal ist er zwar der Gelackmeierte, aber so ganz unschuldig ist er an der verzwickten Situation nicht. 

Natürlich darf auch ein bisschen Gesellschaftskritik nicht fehlen. So sehen wir uns unterschiedlichen Kategorien von Flüchtlingen gegenüber: Zunächst die Ostpreußen, die seinerzeit von der Roten Armee vertrieben worden sind. Die sind zumindest akzeptiert, weil ja immerhin Deutsche. Dann die Bürger der ehemaligen DDR, auch Deutsche, aber schon eher scheel beäugt, weil die ja lieber im Westen von Sozialhilfe leben, als in den neuen Bundesländern arbeiten zu gehen. Und dann natürlich die Ausländer, egal woher sind sie die dritte und unterste Klasse von Flüchtlingen, denen man alles zutraut. Interessanterweise ist man auch auf Niederländer nicht gut zu sprechen.  

Wie wir es von Tom Finnek gewöhnt sind, sind einfache Lösungen  seine Sache nicht. Er schickt Ermittler wie Leser auf allerlei falsche Fährten und in mehrere Sackgassen, die zuvor viel versprechend ausgesehen haben.  

Der fiese Cliffhanger am Ende des Buches und die Ankündigung des Autors, an einen vierten Fall für Tenbrink und Bertram zu schreiben, lassen mich voller Vorfreude auf die Fortsetzung warten. 

Fazit:

Ein verzwickter Krimi, bei dem nichts so ist, wie es aussieht. Gerne gebe ich hier wieder 5 Sterne.