Rezension

Ein ernstes Thema, dessen Umsetzung in einer chaotischen Ermittlung mündet

Die Nacht schweigt - Sobo Swobodnik

Die Nacht schweigt
von Sobo Swobodnik

Bewertet mit 3 Sternen

Der Autor hat sich eines heiklen Themas angenommen: die bis heute nicht restlos aufgeklärten Morde an rund 200 jüdischen Zwangsarbeitern in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs in Rechnitz, Burgenland. Die Verbrechen der Nazis auf dem Schloss der Gräfin Batthyani sind noch immer Gegenstand von Untersuchungen, zumal man die Leichen der Ermordeten nicht gefunden hat.

Doch nun zum Buch.

Die engagierte Studentin Linda Prohaska verschwindet bei Recherchen zu den Vorfällen im Kreuzstadel zu Rechnitz. Ihre Mutter befürchtet ein Verbrechen, der Rest der Familie wiegelt ab und auch die Polizei sieht keine Veranlassung, Ermittlungen aufzunehmen. So engagiert man den deutschen Privatermittler Hài.

Wird er Linda finden? Und welche Informationen hat Linda vor ihrem Verschwinden herausgefunden?

Ganz klar bin ich mir diesem Krimi nicht gekommen. Da ist zum einen ein aufwühlendes historisches Ereignis andererseits ein interessanter Schreibstil und Problem beladene Protagonisten.

Swobodnik verwendet bis zu vier Erzählebenen, die schön sauber durch Überschriften kenntlich gemacht sind.

  • „ES“ = Perspektive des Zweiten Weltkriegs
  • „ICH“ = Hàis Sicht
  • „DU“ = Perspektive von Linda
  • „NO“ = die Sicht von Lindas Drogen abhängiger Schwester Nora

Die Zusammenhänge zwischen dem ausschweifenden Sexualleben von Nora (bis hin zu Prostitution) und den homosexuellen Abenteuern des Ermittlers mit den Vorfällen in Rechnitz des damals und heute, haben sich mir nicht erschlossen. Auf diese Detailtreue der diversen Praktiken hätte ich verzichten können. Hier driftet der Autor in eine völlig andere Richtung ab.

Fazit:

Ein sehr ernstes Thema, dessen Umsetzung enttäuscht. Da werde ich mich an das Buch von Sacha Batthyani „Und was hat das mit mir zu tun?“ halten, dessen Großtante Margit Thyssen-Batthyani Gastgeberin jener SS-Leute war, die das Massaker verübten.