Rezension

Ein erschreckender Blick auf sich selbst

Der Weg - William Paul Young

Der Weg
von William Paul Young

Bewertet mit 5 Sternen

„...Tony war kein fröhlicher Mensch und fest entschlossen, sich keinen Vorteil entgehen zu lassen. Glücklichsein war eine alberne Sentimentalität. Und verglichen mit einem möglichen Deal und dem süchtig zu machenden Nachgeschmack des Siegers war es flüchtig wie Dunst...“

 

Tony wird im Eingangszitat exakt beschrieben. Zu ergänzen wäre noch, dass er niemand vertraut. Er hat sich eine absolut sichere Wohnung gebaut, die keiner aus ihm kennt. Dann aber bricht er in dieser Wohnung mit heftigen Kopfschmerzen zusammen. Er landet rechtzeitig in einer Klinik und fällt ins Koma. Die Ärzte diagnostizieren eine Sturzverletzung, ein Aneurysma und beginnenden Krebserkrankung im Kopf.

Tony glaubt, dass mit dem Tod alles vorbei ist. Doch plötzlich findet er sich außerhalb seines Körpers wieder und wird mit dem zustand seiner Seele konfrontiert.

Der Autor hat einen tiefgründigen Roman geschrieben. Tony erhält die Chance zur Umkehr. Wird er sie nutzen?

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Das Buch lebt davon, das ich als Leser mich auf ungewöhnliche Experimente einlasse. Tony bekommt dadurch die Möglichkeit, sein Leben aus völlig neuer Sicht zu betrachten. Und er bekommt eine Aufgabe, die ihn bis in die letzte Sekunde fordert. Er muss eine Entscheidung fällen, die für ihn selbst grundlegende Bedeutung hat.

Das Berührende für mich waren zwei Dinge: zum einen die tiefgründigen Gespräche, die Tony in der Zwischenwelt führt, und zum zweiten seine Wandlung, die nach und nach geschieht. Einer der Sätze, die im Dialog fallen, lautet:

 

„...Sohn, du stirbst seit dem Tag deiner Empfängnis. Und obwohl der Tod monströs und Böse ist, schreiben ihm die Menschen unverdient viel mehr Macht zu, als er wirklich besitzt...“

 

Auch das folgende Zitat zwingt zum Nachdenken:

 

„...Du brauchst Grenzen […], aber keine Mauern. Mauern trennen, während Grenzen Respekt und Achtung ausdrücken...“

 

Gekonnt wird seine Vergangenheit einbezogen. Zwei Dinge haben sein Leben geprägt: der Unfalltod der Eltern und der Tod seines ersten Sohnes. Beides hat aus ihm den Mann gemacht, der jetzt im Koma liegt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich möchte mit einem weiteren Zitat schließen:

 

„...Die Menschheit hat sich für die Unabhängigkeit entschieden. Die daraus resultierende Dunkelheit hat euch blind gemacht für die Einfachheit der Wahrheit...“