Rezension

Ein etwas anderer, humorvoller Vampir-Roman

Die Radleys - Matt Haig

Die Radleys
von Matt Haig

Vampirromane gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Dementsprechend ist es nicht mehr so einfach, einen zu finden, dem es gelingt, aus der Masse herauszustechen. Das Buch von Matt Haig (1975 im englischen Sheffield geboren) ist allerdings ein solcher Roman. Humorvolle Unterhaltung, die nichts, aber auch rein gar nichts mit den gängigen Romantic-Fantasy-Vampiren der Gegenwart zu tun hat.

Peter und Helen Radley sowie deren Kinder Clara und Rowan führen ein völlig unscheinbares Leben, mit den alltäglichen Höhen und Tiefen, die eine langjährige Ehe in einer amerikanischen Kleinstadt so mit sich bringt. Eine ganz normale Familie also, mit dem kleinen Unterschied, dass die Radleys Vampire sind.

Bestrebt, dieses Geheimnis mit allen Mitteln zu hüten, ernähren sich Peter und Helen jedoch schon lange nicht mehr von Blut. Gleichzeitig haben sie ihren Kindern nie verraten, dass sie gar keine richtigen Menschen sind. Und so sitzt der Schock natürlich tief, als Clara eines Tages bei einer Party einem Jungen in den Hals beisst und plötzlich wie im Rausch dessen Blut trinkt.

Spätestens jetzt müssen die Eltern ein etwas anderes Aufklärungsgespräch mit dem Nachwuchs führen, was in Anbetracht der Umstände aber nur das kleinste Problem darstellt. Der gebissene Junge stirbt nämlich und die Radleys sehen sich gezwungen, die Leiche irgendwie loszuwerden. Dies ist allerdings leichter gesagt als getan und so holt man sich notgedrungen die Hilfe von Peters Bruder Will, der einen ganz anderen Lebensstil pflegt als der abstinente Familienvater. Und damit fangen die Komplikationen erst richtig an…

„Die Radleys“ ist ein äußerst ungewöhnlicher Vampirroman, der Familienprobleme der etwas anderen Art behandelt. Die Geschichte bietet zwischendurch schwarzen Humor vom Feinsten und ist eindeutig (auch) an anspruchsvolle Leser gerichtet. Matt Haig verwendet eine sehr schöne, bildhafte Sprache. Er schreibt klar und verständlich, bringt das Geschehen immer auf den Punkt und erzeugt damit ein Gefühl, dass man auch tatsächlich stets vorankommt.

Es gibt viele Anspielungen auf verschiedene Vampirmythen, die sehr geschickt in den modernen Alltag eingewebt sind, wobei es mitunter nicht gerade zimperlich zugeht. Spätestens wenn ordentlich Blut fließt und mehr Details über die Vergangenheit der Protagonisten offenbart werden, hat auch der Letzte verstanden, dass dieser Roman so weit von „Twilight“ & Co entfernt ist, wie Dracula von einem Solarium.

Klare Kaufempfehlung für alle Fans phantastischer Literatur, die Lust auf einen frischen Wind im Vampirgenre haben.