Rezension

Ein fahler Beigeschmack

Im Schatten unserer Liebe -

Im Schatten unserer Liebe
von Tanja Bern

Bewertet mit 2 Sternen

Eine homosexuelle Liebe, die 250 Jahre später durch Reinkarnation zu einem heterosexuellen Paar wird - och nö!

Dies ist der erste Band einer Reihe, von der ich nicht mehr lesen werde. Warum, erkläre ich euch gerne. Spoilere ich hier? Ich denke ja. Aber seien wir ehrlich: Die Geschichte ist sowieso sehr vorhersehbar und die ganzen Infos müssen leider als Beispiele herhalten.

 

So macht das keinen Spaß!

 

Bei diesem Buch weiß ich nicht so recht, wo ich beginnen soll. Das grobe Gerüst ist im Klappentext schon gut wiedergegeben, von der Umsetzung hatte ich mir allerdings mehr versprochen. 

 

Gearbeitet wird hier auf zwei Zeitebenen, wobei die Erzählung aus dem Jahr 1765 überwiegt. Diese ist in der Ich-Perspektive verfasst und liest sich wesentlich flüssiger als die Passagen aus der Gegenwart. Hier möchte man fast einen Katelyn-Counter einführen, denn es ist schon etwas ermüdend, im Schnitt 6 Mal ihren Namen pro Seite lesen zu müssen. Hier den personalen Erzähler (er/sie Perspektive) zu verwenden war aus meiner Sicht nicht die beste Idee. Das könnte man noch übersehen, würde das Buch nicht mit einer ganzen Reihe falscher Darstellungen aufwarten.

 

Im Buch begegnen sich John und Jake. John entstammt dem verarmten Landadel, Jake gehört einer Familie Fahrender an. Auf Johns Anwesen arbeitet ein zartes kleines Stallmädchen namens Lilly-Ann. Das passt bereits nicht in die Gegebenheiten der damaligen Zeit. Jakes Familie hingegen stammt angeblich aus Schottland und führt den Familiennamen O'Malley. Jeder, der sich ein wenig mit den Pavee beschäftigt, weiß, dass der Name O'Malley zwar richtig gewählt ist, jedoch die Abstammung nicht zutreffend ist. Dieser Familienname gehört nach Irland und dort liegt auch der Ursprung der Pavee.

 

Jake ist es gewohnt, buchstäblich seinen Hintern für die Familie hinzuhalten, wenn diese knapp bei Kasse ist und wird zu diesem Schritt auch ermutigt. Als John im Lager auftaucht, um sie wissen zu lassen, dass sie auf seinem Land lagern, sehen alle sofort, dass John Männern zugeneigt ist und auf Jake steht. So könnte sich Jake wieder einmal opfern, damit die Familie auf dem Land bleiben darf. Man fragt sich ehrlich, wie sie das bemerkt haben wollen, denn John verbirgt sein Naturell sehr gut. Er ist in einer arrangierten Ehe und erfüllt dort auch seine Pflicht, wie es so schön heißt. Zum Glück geschieht das, was dann folgt jedoch nicht aus Not und Triebsteuerung, sondern aus Liebe.  Jakes Schwester legt die Runen für John. An dieser Stelle beschreibt und benennt die Autorin die Runen zwar korrekt, die Legung der Runen wird allerdings nicht als Runenwurf auf einem Brett, wie es eigentlich üblich wäre, dargestellt. Auch die Auslegung ist so wie sie vorgenommen wird nicht korrekt. Mindestens einer der Runen werden Eigenschaften angedichtet, die sie gar nicht hat. Als sich John immer mehr mit den Fahrenden anfreundet, wird seine eigene Schwester jedoch auf einmal eifersüchtig. Jake bemerkt hierzu gegenüber John, dass diese ihn nicht ansehen würde wie eine Schwester. John erzählt ihm daraufhin, dass sie in ihrer Internatszeit irgendetwas schlimmes erlebt haben muss, worüber sie nie gesprochen habe. Fakt sei jedoch, dass sie seither jeden Verehrer ablehnt. Jake meint, John sei wohl der einzige Mann, der ihr nicht gefährlich werden könnte. Zu Hause wirkt sie wie ein verzogenes Gör. Alle packen im Haushalt, im Garten und auf den Feldern mit an, sie ist jedoch die Einzige, die eine Kammerzofe beschäftigt und mehr als ein gutes Kleid besitzt. Später zur Rede gestellt, leugnet sie die Liebe zu ihrem Bruder nicht. Sie weiß, dass seine Frau nie sein ganzes Herz besessen hat. Daher war sie keine Konkurrenz. Dass ihr Bruder jedoch etwas mit Jake hat, spürt sie sofort. Auch Johns Frau spürt es und das Stallmädchen sieht es sogar. Alle drei Damen sind in John verliebt und würden diese verbotene Liebe daher nicht verraten. Wem das schon etwas zu einfach ist, der wird sich genauso wenig über die Namensgebungen in dem Buch freuen.

John benennt sein Lieblingspferd nach Stallmädchen Lilly-Ann. Fortan heißt das Pferd Lilly. Einen neuen Hund, den sein Nachbar und Freund Lester ihm schenkt wird Less genannt, eine Puppe, die Johns Frau Hellen verschenkt, wird Helena getauft... mal ganz davon abgesehen, dass Hellen auch die falsche Schreibweise ist - hier ist ein l zu viel.

 

Kommen wir zu dem, was in der Gegenwart los ist

Katelyn träumt also von John, wie wir schnell herausfinden. Genau genommen ist sie wohl auch seine Nachfahrin. Trotzdem sieht sie sich in den Träumen in der Rolle von Jake. Ihr begegnet ein junger Mann mit ähnlichen Visionen. Wir ahnen es - dieser nimmt die Position von John ein. Die Protagonisten gleichen auch äußerlich den beiden jungen Männern aus dem 18. Jahrhundert und identifizieren sich sehr stark mit ihnen, was wohl auch der Grund dafür ist, dass sie sich in ihrer neuen Gestalt sofort erkennen. Schon nach dem ersten Drittel bahnt sich das an, was das Ende zu etwas wenig überraschendem macht. Die Seelen von damals sind in den beiden inkarniert. Die Homosexuelle Liebe von einst kann heute endlich in heterosexueller Form ausgelebt werden. Allein das sorgt bei mir schon für einen fahlen Beigeschmack. Der letzte Moment, in dem ich wirklich Laut 'Och nö' rief war, als das Pferd, was auch in der Gegenwart dabei ist, plötzlich besser auf den Namen Lilly hört als auf den, den es davor hatte. Die Beiden fragen sich, welche Seelen noch mit ihnen in diese Zeit gekommen sind... also entschuldigt bitte, aber das ist mir irgendwie zu doof.

 

Der Ausblick auf weitere Bände stößt bei mir daher nicht auf Gegenliebe
Als einziges positives möchte ich an dieser Stelle noch festhalten, dass wir in diesem Buch wenigstens keine Darstellung von Geschlechtsverkehr lesen müssen. Ich bezweifle hier auch ehrlich, dass dies gelungen wäre.