Rezension

Ein Familienroman, der aus dem Rahmen fällt.

God in Ruins - Kate Atkinson

God in Ruins
von Kate Atkinson

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das erste englischsprachige Buch in meinem "englischen Lesejahr", das mich große Mühe gekostet hat und zwar an Geduld. Irgendwie, obwohl gut geschrieben, haben mich die Schicksale dieser Familie vollkommen kalt gelassen. Weil sie künstlich sind, nehme ich an ...

“A God in Ruins” ist das Companion zu „Life after Life“. Es hätte mir gut getan, ich hätte vorher den Hauptroman gelesen. Sicherlich habe ich die Geschichte auch so verstanden, häufige Zeit- und Ortswechsel finde ich spannend und ich mag es, wenn ich eine Weile brauche, um Personen generationenübergreifend ein- und zuzuordnen. Es geht um die Todds in vier Generationen, wobei Teddy Todd als RAF-Pilot im Fokus steht. Denn eigentlich ist der Hauptprotagonist von Kate Atkinsons Story der Zweite Weltkrieg. Dennoch, in diesem speziellen Fall, empfehle ich die richtige Reihenfolge. Ich wäre mit dem Experiment der Autorin eventuell glücklicher geworden und hätte mich nicht (streckenweise) gelangweilt ... 

Zum Zweiten Weltkrieg habe ich in letzter Zeit diverse Romane gelesen, z.B. das Buch „The Narrow Road to the Deep North“ von Richard Flanagan, das mir sozusagen die Füße weggehauen hat. Deshalb denke ich, dass das Sujet „Zweiter Weltkrieg“ am besten mit „echten Personen“ funktioniert, echtem Geschehen, denn es gibt genug Geschichte, die wirklich passiert ist, überlieferte Schicksale, so dass einem die Luft wegbleibt. Natürlich schmückt ein Autor selbst dann aus, erfindet, was nicht überliefert ist, doch bei Kate Atkinsons Darstellung blieben die Protagonisten für mich bloße Kunstfiguren, Plastik. Die Autorin komprimiert einen dicken Strauß an Dramatik in eine einzige Familie. Sie erzählt nur Ausschnitte, dramatische Höhepunkte, der Alltag kommt kaum vor. Obwohl es für jedes Verhalten am Ende eine logische Erklärung gibt, hat mich die Konstruktion der Autorin nicht überzeugt und die Psychologie der Personen verstimmt. Ich habe sie der Autorin nicht abgenommen.

Handwerklich und sprachlich ist „A God in Ruins“ jedoch top. Genügt das, um mich hinzureisssen? NEIN.

Fazit: Die anspruchsvolle Handhabung der Sprache, die zahlreiche Anspielungen und Hinweise auf die englische Kultur gibt, sind das große Plus dieses Buchs sowie der stimmige Plot. Die Psychologie der Handelnden konnte ich jedoch nicht so sehen wie die Autorin. Der Schluß hat mich dann wieder versöhnlich gestimmt.

Kategorie: Gute Unterhaltung
Verlag: Doubleday, 2015