Rezension

Ein feiner, ein intelligenter Kriminalroman im klassischen Sinn

Die Nacht der schwarzen Falter - Ann Cleeves

Die Nacht der schwarzen Falter
von Ann Cleeves

Valley Farm, Northumberland, in Englands Nordosten. Dort, wo sich Fuchs und Hase ‚Gute Nacht‘ sagen. Nicht unbedingt die Gegend, die durch Gewaltverbrechen auffällt. Wenn dort ein Mord geschieht, scheint die Anzahl der Verdächtigen auf den ersten Blick sehr überschaubar.

In Ann Cleeves neuestem Kriminalroman „Die Nacht der schwarzen Falter“, dem siebten Buch der Vera Stanhope-Reihe, beginnt alles damit, dass Patrick Randle, ein als Housesitter jobbender Postdoktorand, tot aufgefunden wird. Und es ist offensichtlich, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist. Ein Fall für Vera Stanhope und ihr Team von der Northumbria Police, die schon kurz darauf mit weiteren Todesfällen konfrontiert werden. Die Frage ist nur, ob und wie diese zusammenhängen…

Freunde des „typisch englischen“ Kriminalromans sind bei Ann Cleeves bestens aufgehoben. Sie versteht es wie kaum ein/e andere/r Autor/in, die Umgebung in die Handlung einzuarbeiten, und mit Umgebung meine ich in diesem Fall nicht nur geografische Gegebenheiten, sondern auch das gesellschaftliche Umfeld, in dem ihre Krimis angesiedelt sind. Ob das nun, wie in der Perez-Reihe, die Shetland-Inseln mit ihren knorrigen Bewohnern oder die wohlhabenden Ruheständler vom „Club der pensionierten Hedonisten“ in Valley Farm sind, genau diese Darstellungen kreieren die besondere Atmosphäre, die Cleeves‘ Romane auszeichnet.

Und deshalb benötigt die Autorin auch Zeit, um ihre Story zu entwickeln, die sich durch ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht auszeichnet. Da wird am Ende kein Kaninchen aus dem Hut gezaubert, sondern langsam und mit viel Liebe zum Detail eine Geschichte geplottet, die in sich rund und abgeschlossen ist. Keine unbeantworteten Fragen, keine losen Enden. Cleeves beschränkt sich dabei aber nicht nur auf die Mordermittlungen. Genauso wichtig sind ihr Vera, die pummelige Ermittlerin mit dem messerscharfen Verstand, und die Mitglieder aus deren Team: Joe, für den Familie über alles geht, und Holly, die einzelgängerische Zwanghafte, die sich mit Selbstzweifeln quält und immer wieder überlegt, ihren Job einfach aufzugeben.

„Die Nacht der schwarzen Falter“ ist ein feiner, ein intelligenter Kriminalroman im klassischen Sinn, der ohne die detaillierten Beschreibungen von bluttriefenden Abscheulichkeiten auskommt und eher auf die leisen Töne setzt. Allen Lesern nachdrücklich empfohlen, die der plumpen Serienkiller überdrüssig sind!