Rezension

Ein fraglicher Selbstmord

Mörderische Hitze -

Mörderische Hitze
von Daniel Izquierdo-Hänni

Bewertet mit 4 Sternen

Wohlfühlkrimi mit viel Lokalkolorit, einem sympathischen Protagonisten, aber in punkto Spannung ist noch Luft nach oben

„Mörderische Hitze“ von Daniel Izquierdo-Hänni ist ein Wohlfühlkrimi, der dem Leser vor allem Spanien und insbesondere Valencia näherbringt, mit einem Mord und einer Prise Spannung garniert.

Worum geht es?
Der Taxifahrer Vicente Alaponte, ehemals Inspektor bei der Mordkommission, glaubt nicht, dass der freundliche Hotelgast, den er kürzlich chauffiert hat, Selbstmord beging, und beginnt mit Hilfe seiner Ex-Kollegen zu recherchieren. Insbesondere die Familie des ums Leben gekommenen Mannes wirkt suspekt.

Der Autor verfasste zuvor Spanien-Reportagen und Reiseführer, was sich in seinem Debut-Krimi niederschlägt. Der Schreibstil ist flüssig, selbst die ausführlichen Schilderungen von Land und Leuten lesen sich flott und leicht. Die Kapitel sind kurz, lediglich nummeriert, ohne Zeit- oder Ortsangaben. Der 2022 erschienene Roman spielt in der nicht näher bezeichneten Gegenwart, Covid19 wird nicht erwähnt. Das Cover assoziiert spanisches Flair und unterstreicht mit dem strahlendblauen Himmel die sommerliche Hitze.

Für mich war bislang Valencia lediglich ein Städtename. Die vom Autor geschickt mit der Ermittlungstätigkeit des taxifahrenden Protagonisten Alapont verwobenen Hinweise auf die Schönheiten der Stadt, auf Besonderes, abseits vom Touristenstrom Liegendes machen Lust, sich diese Stadt einmal anzusehen und mit dem Buch in der Hand Alaponts Wegen zu folgen. Es sind aber nicht nur die baulichen oder landschaftlichen Beschreibungen, die mir das spanische Ambiente vermittelten, sondern neben zahlreichen spanischen Ausdrücken und Floskeln, spezielles Insiderwissen, kulinarischer Natur ebenso wie die Lebensart der Spanier betreffend – welche Bedeutung die Familie und Tradition für sie einnimmt, sowie manche Dinge aus dem Alltag. So wusste ich bislang nicht, dass man in Spanien Dienstag, dem 13. das zuschreibt, was wir mit Freitag, dem 13. verbinden, oder dass Spanier beim Fotografieren statt „cheese“ „patata“ sagen. Gerade diese Kleinigkeiten werden mir sicher noch lange im Gedächtnis haften bleiben.

So interessant diese breitgefächerten Informationen auch sind, letztlich geriet die Krimihandlung dadurch etwas ins Hintertreffen. Zwar löst sich der Fall überraschender als erwartet, doch fehlte es zuvor an Spannungselementen, an verwirrenden Spuren, der Möglichkeit des Miträtselns.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Vicente Alapont. Aus seiner Sicht verfolgt man die Geschehnisse, erfährt seine Gedanken und seine Eindrücke. Da der Roman im Präsens verfasst ist, wirkt es, als sei man mit dabei, schaue ihm über die Schulter – von einigen wenigen Perspektivenwechsel zu anderen handelnden Personen bzw. Tätern abgesehen. Alaponts Wesenszüge sind somit am ausführlichsten dargestellt. Er ist sympathisch charakterisiert, aufrichtig, ehrlich, nicht überheblich, anerkannt und geschätzt bei seinen ehemaligen Kollegen, gutes Essen schätzend, verantwortungsbewusst und bescheiden wirkend. Er ist ein Familienmensch, der sich nun als Taxifahrer wesentlich glücklicher und ausgeglichener fühlt, u.a. weil er nun mehr Zeit für seine Familie findet und hofft, die Beziehung zu seiner Ex-Frau wieder erneuern zu können.

„Mörderische Hitze“ ist zwar kein packender Krimi, besticht aber durch das Urlaubsfeeling, das er erzeugt, durch die lockere Art und Weise, wie das spanische Ambiente vermittelt wird. Mir hat das Buch angenehme Lesestunden beschert, die darin beschriebene Hitze hat mich zwar nicht körperlich erwärmt, aber mich ein bisschen träumen lassen von Sonne, Meer und Strand. Mir gefiel Stil und Erzählweise und der Protagonist. Ich empfehle das Buch gerne weiter, vor allem Lesern, die ruhige, unblutige Krimis mögen, mit viel Lokalkolorit.