Rezension

Ein ganz besonderer Krimi

In den Straßen von Nizza - Robert De Paca

In den Straßen von Nizza
von Robert De Paca

Bewertet mit 4 Sternen

„Wenn ich mit Ihnen fertig bin, bleibt Ihnen gerade mal noch die Unterhose, die Sie am Leib tragen. Aber selbst Ihr nettes Häuschen, Ihr Auto und all Ihre kleinen, armseligen Habseligkeiten bringen mir nur ein Trinkgeld ein, verglichen mit meiner Sammlung. Sie sind mein einziges Bindeglied in dieser undurchsichtigen Affäre, und deshalb werden Sie alles stehen und liegen lassen und sich ab sofort auf die Wiederbeschaffung meiner Gemälde konzentrieren. Ich denke, wir sind uns einig: Ihr Kunde – Ihr Problem.“

Nicolas ist ein echter Profi. In seinem Job, der darin besteht, den Reichen der Reichen während ihres Aufenthalts in Nizza selbst die ausgefallensten Wünsche zu erfüllen, macht ihm so schnell keiner etwas vor. Dazu verfügt er über die besten Kontakte in der ganzen Region und wird – da er stets zahlungskräftige Kundschaft hat – überall gern gesehen. Er verdient ganz gut dabei und da er sich keinen schöneren Ort zum Leben als die Côte D’Azur vorstellen kann, hofft er, bald genug Geld beisammen zu haben, um sein Haus, in dem er bislang zur Miete wohnt, kaufen zu können.

Das Honorar, das er von seinem letzten Kunden, einem Russen, erhalten wird, ist ein weiterer Schritt hin zum Traumhaus. Doch kaum ist dieser abgereist, beginnt für Nicolas ein Alptraum. Denn scheinbar hat sein Kunde ihn – ohne, dass er davon etwas ahnte – in einen Gemäldediebstahl verwickelt. Der Bestohlene, ein Superreicher mit äußerst fragwürdigem Charakter, möchte seine Bilder (verständlicherweise) wieder – und Nicolas soll sich darum kümmern. An seiner Seite dabei: Die Versicherungsdetektivin Nathalie.

 

Wie schön, das hier war mal wieder ein Krimi, der aus der Masse der Krimis heraussticht. Das fängt schon mit der Tatsache an, dass hier kein Mord verübt wird, sondern ein Gemäldediebstahl. Und wie kompliziert das sein kann, wird hier sehr anschaulich geschildert! Wer immer schon mal einen kleinen Ausflug in die Welt der Sicherheitstechnik unternehmen wollte, der ist hier richtig ;-)

Der Tathergang erforderte also exakte Planung und Ausführung. Ich habe das sehr fasziniert gelesen!

Überhaupt fielen mir ständig Worte wie „trickreich“, „raffiniert“ und „bis ins Detail durchdacht“ ein. Auf genau diese Weise gehen auch Nicolas und Nathalie bei ihrer Suche nach den Gemälden und den Dieben vor. Was denen immer wieder einfiel! Herrlich, machte einfach Spaß :) Der Klappentext nennt es „ein rasantes Katz-und-Maus-Spiel“. Diese Bezeichnung empfinde ich als sehr zutreffend, denn beide Seiten waren sich durchaus ebenbürtig.

 

Eine weitere Besonderheit bei diesem Krimi ist die atemberaubend schöne Kulisse, vor der er spielt. Ich war noch nie an der Côte D’Azur, aber ich würde am liebsten sofort meinen Koffer packen und losfahren. Die Beschreibungen von Landschaft und Meer sind sooo schön, man merkt, dass der Autor die Gegend (in der er selber auch lebt) liebt.

Des Weiteren liebt er die gute Küche – und auch das merkt man. Nicolas ist kein Mensch der Sorte, der zwischendurch „mal schnell irgendwas“ essen würde. Essen – und Kochen! – ist für ihn mehr, viel mehr…

„Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, dass Kochen Stress erzeugt, war es für Nicolas eine Methode, abzuschalten. Ein Glas Wein in der Hand und einer Sauce beim sachten Köcheln zuzusehen, ein Steak beim Braten zu beobachten und darauf zu warten, bis die ersten austretenden Fleischsaftbläschen anzeigten, dass es jetzt medium gegart sei, das war sein persönliches Zen.“

Nathalie darf sich jedenfalls am Ende jedes Tages auf eine selbst fabrizierte kulinarische Köstlichkeit freuen. (Ein gutgemeinter Ratschlag: Dieses Buch besser nicht während einer Diät lesen, man bekommt nämlich unweigerlich Hunger ;-) Und wer beim Lesen Lust bekommt, die Gerichte nachzukochen, für den gibt es am Ende einen Rezeptanhang!

 

Zwischen Nicolas und Nathalie bahnt sich – nicht überraschend – eine Beziehung an. Ich gestehe: Der Romantikanteil einer Geschichte kann mir leicht zu hoch sein. Hier ist er es aber nicht, das Verhältnis der beiden ist ebenso leicht wie die südländische Umgebung und geprägt von herrlich amüsanten Wortgefechten, die sich beide ständig liefern.

 

Und das Ende gefiel mir wirklich sehr! Ich habe natürlich während des Lesens überlegt, wie die Geschichte wohl ausgehen könnte. Auf diese Möglichkeit wäre ich nicht gekommen, aber logisch passte alles gut und so konnte ich das Buch mit einem breiten Grinsen zuklappen.

 

Fazit: Ein Krimi, bei dem man Zitronen riecht und die Sonne auf der Haut spürt. Raffiniert, trickreich und amüsant.