Rezension

Ein ganz besonderer Sommer

Freundschaftspiel - Christian Oelemann

Freundschaftspiel
von Christian Oelemann

Bewertet mit 4 Sternen

»Wie du weißt, habe ich deinen Roman lesen dürfen. Ich habe ihn, um ehrlich zu sein, dreimal gelesen, weil ich es einfach nicht fassen konnte. Dann habe ich dein Liebesspiel meinem Cheflektor hingelegt, mit der Bitte um rasche Prüfung. Auch er ist von deinem Buch begeistert. Fazit: Wir wollen es drucken. Und jetzt kommst du!«

Tja, damit hätte der 14jährige Hendrix nie gerechnet. Natürlich träumt er davon, mal ein Schriftsteller wie sein Großvater Dieter Lange zu werden. Aber eigentlich hatte er doch nur die Erlebnisse des gemeinsam verbrachten Urlaubs aufgeschrieben und seinem Großvater geschenkt – der das Werk gleich an seinen Verleger weitergab. Nun freut er sich, dass daraus ein richtiges Buch werden soll, aber er steht auch vor einem Problem…

»Das Ende, Hendrix. Dein Ende ist kein Ende. Der Leser hängt am Schluss im luftleeren Raum; er fragt sich: Wie? Das soll alles gewesen sein?« … »Aber so war es alles. Mehr ist nicht passiert«, rechtfertigte ich mich. … »Weißt du, Junge, das spielt für den Roman eigentlich keine Rolle. Der Leser will wissen, was aus Marie und Hendrix wird. Ob sie eine Chance haben. … Lass das Buch so enden, dass wir, wenn wir es am Ende zuschlagen, einen Seufzer der Erleichterung oder des Mitgefühls ausstoßen …«

 

Was soll Hendrix nun tun? Im Grunde ist er ja auch nicht glücklich darüber, dass sein Urlaubserlebnis kein vernünftiges Ende gefunden hat. Und nun fühlt er sich unter Zugzwang. Was war eigentlich geschehen?

 

Dieter Lange und sein Enkel haben ein sehr inniges Verhältnis zueinander, unter anderem verbindet die beiden die Liebe zum geschriebenen Wort, die sie zum Beispiel mit speziellen „Schriftstellerspielen“ pflegen. Hendrix Eltern führen ein Bestattungsunternehmen und können die Begeisterung für seinen Großvater nicht nachvollziehen. Tatsächlich hat dieser einige Schrullen und scheut vollständig die Öffentlichkeit. Als er einen wichtigen Literaturpreis gewinnt ist dies für ihn Grund genug, die Flucht anzutreten. Und da gerade Sommerferien sind, fährt er gemeinsam mit Hendrix in ein kleines Nest namens Golgenude. Dort lernt Hendrix die Buchhändlertochter Sarah kennen, die über heilende Hände verfügen soll.

 

Kann Sarah wirklich durch Handauflegen heilen? Was ist mit dieser alten Dame geschehen, die kürzlich noch im Rollstuhl saß und nun wieder gehen kann? Wer hat auf dem Friedhof das Grab des verstorbenen Nachbarn geschändet? Was wird aus dem von Schließung bedrohten Buchladen von Sarahs Eltern? Kann der schwer verliebte Hendrix mit Sarahs Freund konkurrieren? Wer ist diese Frau, die angeblich schon lange für seinen Großvater schwärmt? Und vor allem: Wird Hendrix ein vernünftiges Ende für sein Buch und seine Geschichte finden?

 

Eins ist sicher: Dieser Sommer ist nicht langweilig und er stürzt Hendrix in ein einziges Gefühlschaos. Sein Weg, damit klarzukommen, ist das Schreiben. Und das ist ein Glück, denn so kann der Leser ebenfalls teilhaben an diesem ganz besonderen Sommer! Ich hatte jedenfalls viel Spaß mit dem Buch. Die Geschichte ist einfach schön geschrieben, ich flog durch das Buch und war erstaunt, wie sehr mich die Handlung in ihren Bann zog. Mal lustig, mal traurig, mal spannend: Ganz wie das Leben.

 

Fazit: Eine Geschichte über Jung und Alt, über Liebe, Freundschaft und die Leidenschaft zum Schreiben. Sehr empfehlenswert.

 

»Ich schaffe das nicht. … So ein Ende kann ich unmöglich erfinden. Ich kann überhaupt nichts erfinden! Du selbst hast gesagt, dass in der Literatur letztendlich die Wahrheit entscheidet.« »Das ist auch so, Hendrix. … Du fühlst dich deiner Wahrheit verpflichtet, aber es gibt auch andere Wahrheiten. Besonders interessant wäre natürlich Maries Wahrheit. Denk mal drüber nach!«