Rezension

Ein gelungener Beitrag zum Verständnis der arabischen Welt

Arab -

Arab
von Tim Mackintosh-Smith

Bewertet mit 5 Sternen

Der Autor gibt in seinem Buch einen guten Überblick über die wechselhafte Geschichte der arabischen Welt. Beginnend mit dem 2. Jahrtausend vor Christus auf der arabischen Halbinsel bis zum heutigen Konflikt im Jemen und Syrien bietet er Erklärungen für die nicht existente Einheit der Araber an und veranschaulicht , dass es keine arabische Nation im Staatssinne gibt, sondern die Klammer für "die Araber " die gemeinsame Sprache ist. Dabei sind nicht die verschiedenen Dialekte und Sprachen gemeint, die im Alltag zu hören sind, sondern das alte Hocharabisch, das in der Dichtkunst und im Koran seine Verwendung findet. 

Trotz der gemeinsamen Sprache und damit verbunden dem  gemeinsamem kulturellen Erbe finden und fanden erbitterte Kämpfe zwischen  den verschiedenen Stämmen statt. Alle Versuche "mit einer Stimme " zu sprechen waren nicht von Dauer. Der Autor hält die Gegensätze zwischen Sesshaften und Beduinenstämmen für die Ursache die bis heute fortdauern und ihren Ursprung in vorislamischer Zeit auf der arabischen Halbinsel haben. Die Bewohner der fruchtbaren Gebiete bildeten Gemeinwesen, die durch die Raubzüge der Beduinen, die in den Wüstengebieten wohnten, bedroht waren. In der späteren geschichtlichen Betrachtung sah man in der Lebensart der Beduinen den wahren Kern der Araber. Heute haben Jeep und Maschinengewehr das Kamel und die Armbrust ersetzt.

Ein weiterer Grund liegt nach Ansicht des Autors in den verschiedenen Glaubensrichtungen des Islam, besonders der Spaltung in Schiiten und Sunniten. Im Kern gehe es in den Konflikten nicht um Religion , sondern um Macht und Geld.

Diese Thesen belegt der Autor mit vielen Beispielen aus der Geschichte .

Ich habe das Buch gelesen mit dem Ziel, die Araber besser zu verstehen. Meine Vorkenntnisse würde ich allenfalls als rudimentär bezeichnen, deshalb waren auch die ersten Seiten eine Herausforderung. Das hat sich aber schnell gebessert, weil der Autor nicht müde wird, im laufe des Buches auf vorangegangenes Bezug zu nehmen und so den roten Faden auch für mich als Laien sichtbar zu halten. Ich habe viel gelernt und war verblüfft über viele Zusammenhängen bis in die heutige Zeit, die ich bisher so nicht gesehen habe. Ich hatte einige Aha-Erlebnisse.

Mein Leseziel habe ich auf jeden Fall erreicht. Mein Blick auf den arabischen Sprachraum hat sich verändert und mein Verständnis für politische Entwicklungen wurde gefördert.

Auch wenn es keine leichte Lektüre ist, so lohnt es sich doch für jeden, der die arabische Kultur besser verstehen will.