Rezension

Ein gelungener Reihen-Auftakt

Die Frau in Rot -

Die Frau in Rot
von Giulia Conti

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser Krimi, der Auftakt einer neuen Reihe ist, führt uns nach Turin, in die Industriestadt, die vom Autokonzern FIAT dominiert wird. Nach einem langen schneereichen Winter erwacht nicht nur die Stadt zu neuem Leben sondern auch die junge Psychologin Camilla di Salvo erfreut sich an den milden Temperaturen.

 

Als dann die Leiche einer Frau im roten Kleid am Ufer des Po gefunden wird, die als die stadtbekannte Ehefrau eines FIAT-Funktionärs identifiziert wird, sitzt einige Wochen später Alba, die Tochter der Toten, heulend vor Camillas Praxis. Die Polizei hat den Tod der Frau recht bald als Selbstmord zu den Akten gelegt, womit sich Alba nicht abfinden kann, hat sie ihre Mutter doch unmittelbar vor dem Tod gesehen. Blöderweise leidet Alba an einem teilweisen Gedächtnisverlust.

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Camilla di Salvo fühlt sich an ihr eigenes Trauma erinnert, denn ihre Mutter ist vor Jahren spurlos verschwunden. Deshalb steckt sie ihre Nase in Dinge, die sie besser unterlassen hätte.

 

Ihr untrügliches Gespür für die Abgründe im Menschen zieht die Psychologin immer tiefer hinein in ein Netz aus Lügen und Halbwahrheiten die nicht nur in die noch verschneiten Berge des Aosta-Tales sondern auch nach München sowie den FIAT-Konzern führen. Gemeinsam mit ihrem Nonno, der lange Jahre am Fließband von BMW in München und FIAT in Turin gearbeitet hat, begibt sie sich auf die Spuren der Frau im roten Kleid.

 

Meine Meinung:

 

Turin als Schauplatz eines Verbrechens ist mir bislang nicht untergekommen. Die üblichen Verdächtigen sind Rom, Florenz, Venedig, der Gardasee oder die Bergtäler Südtirols. Daher war ich ziemlich neugierig auf Camilla di Salvo.

Um es gleich vorweg zunehmen: ich bin nicht enttäuscht worden, auch wenn mir Camilla und ihre Freundin ein wenig zu oft in Bars gehen und Gin Tonic schlürfen. Das sollte eine Psychologin eigentlich wissen, dass täglicher Alkoholgenuss zu einer Abhängigkeit führt.

 

Geschickt streut Giulia Conti, die ich von der Krimi-Reihe rund um Simon Strasser bereits kenne, Interessantes über die Automobilindustrie ein. FIAT hat ja mit seinem 500e ein schnuckeliges Auto auf den Markt gebracht. Meine Freundin fährt einen in rot.

 

Conti lässt ihre Protagonistin mit einigen rasanten Schwüngen die Pisten im Aosta-Tal, das mit dem Tod von Albas Mutter in Zusammenhang zu stehen scheint, hinuntersausen und ermittelt sichtlich erfolgreicher als die zuständigen Kriminalbeamten. Dabei entdeckt sie wahre Abgründe und Tragödien im Umfeld der Frau im roten Kleid.

 

Die Autorin hat ihr mehrere gute Freundinnen, Ennio, den Polizisten sowie den grandiosen Nonno, der mit Camilla nach München reist, um dort nach einem geheimnisvollen Peter Maier zu suchen, der bei ihren Recherchen immer wieder auftaucht, zur Seite gestellt.

 

Der Schreibstil ist flott und flüssig. Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet. Ob sich zwischen Ennio und Camilla etwas anbahnt?

 

Mit Camilla di Salvo hat Giulia Conti eine neue Ermittlerin, die für frischen Wind in der etablierten Krimiszene sorgt, geschaffen. Der zweite Fall, den Camilla lösen muss, wird im Juni 2025 erscheinen und „Der Tote im Fluss heißen“.

 

Fazit:

 

Ein gelungener Auftakt einer neuen Krimi-Reihe, der ich wegen des hohen Alkoholkonsums der Protagonisten allerdings einen Stern abziehe, daher 4 Sterne.