Ein grandioser, bewegender Roman
Bewertet mit 5 Sternen
Dieser historische Roman zeigt die Folgen des 2. Weltkriegs für die ausgebombte Bevölkerung und die zahlreichen Flüchtlinge und zeigt, welche Rolle die neutrale Schweiz gespielt hat. Durch die Hilfsorganisation »Schweizer Spende« wurde in Köln im »Schweizer Dorf« Notleidenden und Flüchtlingen im Hungerwinter durch eine Suppenküche, mit Kleidung und medizinischer Versorgung geholfen. Als emotionaler Part sorgt eine sich anbahnende Liebesgeschichte für Gefühle und durch die dramatischen Einblicke in die schreckliche Kriegsgefangenschaft Helmuts erlebt man die grausame Qual hautnah mit. So wie er litten viele Soldaten in russischen Gefangenlagern unter der Knute der Kriegsschuld und viele Männer ließen dort ihr Leben. Im Roman überlebt Helmut, ist aber körperlich ausgezehrt und trägt auch auf seiner Seele Verletzungen, die ihn ständig in seinen Alpträumen begegnen.
Eli stammt aus einen reichen Elternhaus, sie soll heiraten, engagiert sich aber gegen den Willen der Familie in einer Hilfsorganisation. Ihre Aufgabe erfüllt sie, sie setzt ihre gesamte Kraft in ihre Arbeit und erkennt ganz allmählich, dass sie sich verliebt. Doch sie ist völlig beansprucht von ihrer großen Hilfsaufgabe, erlebt sie doch täglich das Leid der Menschen im zerstörten Köln, wo Frauen Trümmer sammeln und die Menschen auf dem Land hamstern, um zu überleben. Auch die Ausbreitung von Seuchen machte den Menschen zu schaffen.
All diese realen Hintergründe hat Priska Lo Cascio in ihren Roman einfließen lassen und erzählt eine authentisch anmutende Geschichte, der mich von Anfang an gefesselt und bis zum Ende nicht losgelassen hat.
Die Autorin haucht ihren Figuren Leben ein, zeichnet sie mit eigenen Ecken und Kanten und lässt die besonderen Zeichen der Zeit für die Menschen mit einfließen. Eli wirkt emanzipiert, kampfeslustig und ist wagemutig. Vom Rollenbild der damaligen Zeit weicht sie kategorisch ab, vielleicht etwas zu stark dargestellt, aber man lässt sich gern von dieser Figur überzeugen.
Es hat mich sehr betroffen und berührt, wie glaubhaft die Szenen von Helmuts Erlebnissen in der Kriegsgefangenschaft beschrieben werden. Sofort kamen mir Personen in den Sinn, die Ähnliches durchgemacht haben. Unfassbar, welches Leid dort zusätzlich erzeugt wurde.
Priska Lo Cascio beeindruckender Roman hat mich ergriffen und sie hat es geschafft, hier Zeitgeschichte mit einer lebendigen Geschichte glaubhaft zu verbinden und neben tiefgreifenden Themen auch zu unterhalten. Das Leben kann noch so schwer sein, die Liebe lässt alles leichter ertragen.