Rezension

Ein guter historischer Roman über die Pest

Die Nonne und der Tod - Claudia Kern

Die Nonne und der Tod
von Claudia Kern

Bewertet mit 4 Sternen

Ich mag es gern zwischendurch die Genres zu wechseln und einen historischen Roman zu lesen. Bei diesem Genre favorisiere ich solche, die im Mittelalter spielen und vor allem solche, bei denen die Pest eine Rolle spielt. So hat es mich gefreut, dass mit Die Nonne und der Tod ein Buch erschien, das genau meine Vorlieben bedient. Im Prinzip hat mir das Buch auch wirklich gut gefallen, nur leider ist es erneut eines, bei dem der Klappentext, Erwartungen weckt, die nicht erfüllt werden. Manchmal ist es mir ein Rätsel, wer solche Klappentexte verfasst – bestimmt nicht die Autoren… Ganz eigenartig fang ich zunächst, das dort die Stadt Köln genannt wird, im Buch wurde sie bei ihrer alten Bezeichnung Coellen genannt. Das Buch beginnt auch nicht kurz bevor sie Jacob trifft, sondern weit im Vorfeld. Bis die Ereignisse im Klappentext eintreffen muss man schon einige Seiten lesen (über 170 um genau zu sein). Zunächst erzählt Ketlin aus ihrer Sicht ihre Vergangenheit ab dem Punkt, an dem sich Dinge ereignen, die für die spätere Geschichte wichtig werden, nämlich als eine Gauklertruppe in ihrem Dorf eintrifft. Ketlins Mutter macht sich unbeliebt, da sie der Truppe im Austausch von Unterrichststunden für Ketlin, einen Platz zum überwintern gewährt. Als im Dorf die Pest ausbricht kommt eines zum anderen und Ketlin muss aus ihrem Dorf fliehen und findet Zuflucht in einem Zisterzienserkloster in Coellen, in dem sie Novizin wird. Da das Leben einer Nonne eigentlich nicht ihrem Lebensziel entspricht, kann sie sich nicht gut einleben, doch auch die anderen Ordensschwestern machen ihr das Leben im Kloster alles andere als leicht. Gut, dass Ketlin ihre Berufung in der Kräuterkunde entdeckt und für das Ordenskrankenhaus nun im kirchlichen Wald Kräuter sammeln gehen kann – wobei sie auf Jacob trifft.
Ein weiterer Punkt, bei dem meine Erwartungen aufgrund des Klappentextes nicht dem Buch entsprachen, ist die Liebe zwischen den beiden. Sie finden sich, sie lieben sich und möchten in die Welt ziehen, doch auf einmal sind die Tore geschlossen. Dies stimmt einfach mal so überhaupt gar nicht. Sie finden sich. Stimmt. Sie lieben sich. Stimmt auch, wobei ich mir mehr Liebesgeschichte vorgestellt habe. Nicht dass ich auf Kitsch stehe, doch sie berichtet etwas arg kurz und nüchtern über ihren Traumprinzen. Doch diesen zieht es zunächst erst einmal allein hinaus in die weite Welt. Er hat von einem persischen Arzt aus Konstantinopel gehört, der derzeit in Maastricht weilt und da Arzt zu werden sein größter Wunsch ist, zieht es ihn hinaus und Ketlin bleibt – unwissend – allein zurück. Die Tore der Stadt werden nun vorsorglich vom Rat geschlossen, um die Pest draußen zu halten und Ketlin sieht in ihrern Kontakten zu den Schmugglern, bei denen sich auch ihr ehemaliger Lehrer von den Gauklern wiederfindet und sich auch zu ihm hingezogen fühlt, die Möglichkeit Jacob wieder IN die Stadt zu schmuggeln. Erst dann bricht die Pest aus… und leider ist das Buch dann auch schon beinahe zu Ende. Mit Erschrecken musste ich feststellen, dass die Seiten dahinschwanden und die Geschichte auf kein passendes Ende hinaus lief. Letztlich war es dann so, wie es in Wirklichkeit vielleicht geschah. Doch das Ende kam so plötzlich mit einem zweifelhaften offenen Ende, da Ketlin die Geschichte sehr offensichtlich in der Zukunft erzählt oder niederschreibt.

Fazit: Mir hat das Lesen von Die Nonne und der Tod dennoch gut gefallen, ist es gut geschrieben und gerade in der Klosterepisode, konnte ich gut mit ihr mitfühlen. Die verschiedenen Episoden aus Ketlins Lebens werden anschaulich und authentisch dargestellt. Der Liebesaspekt kam mir persönlich etwas arg kurz bzw. er hätte für mich noch etwas mehr in den Mittelpunkt gestellt werden können. Doch so ist Die Nonne und der Tod die Erzählung einer Frau über den Weg, den sie gegangen ist, um die zu werden, die sie nun ist – wobei letztes leider nicht offenbart wird. Die Pest – und zunächst seine Bedrohung, später auch der Kampf gegen die Krankheit – wurde in diesem Buch in einem ausreichenden Maß bahndelt. So war das Buch für mich ein gelungenes historisches Lesevergnügen.