Rezension

Ein guter, spannender Schmöker

Die Morde von Pye Hall - Anthony Horowitz

Die Morde von Pye Hall
von Anthony Horowitz

Bewertet mit 4.5 Sternen

Anthony Horowitz’ Roman ist so konstruiert, dass er zwei Geschichten und zwei Krimis erzählt, die aufeinander bezogen sind: Die Verlagslektorin Susan Ryeland liest das Manuskript von »Die Morde von Pye Hall«, dem achten Krimi des Autors Alan Conway mit Privatdetektiv Atticus Pünd. Doch die Schlusskapitel mit der Auflösung des Falls fehlen und Conway ist tot, wie sie dann erfährt, und so sucht sie nach den fehlenden Seiten und spürt dem toten Autor nach, mit der Frage, wie Conway gestorben ist.

Conways Roman spielt im Jahre 1955 und erzählt, wie Atticus Pünd den Tod von Mary Blakiston untersucht, die im Haus ihres Arbeitgebers Sir Marcus Pye zu Tode kam. Pünd befragt in Zusammenarbeit mit der Polizei die verschiedensten Bewohner des Dorfs Saxby-on-Avon, und es entfalten sich Motive und Geheimnisse, Ängste und Hoffnungen der Menschen. Wer am Anfang als allgemein beliebt erschien, kann sich nachher als recht problematisch erweisen, und andere Figuren sind je nach Perspektive derer, die über sie berichten, eher übel oder gut – ganz wie im richtigen Leben. Auch die Geschichte des Detektivs selbst wird erzählt. Als dieser auf die Lösung des Falls zusteuert, bricht das Manuskript ab, die entscheidenden Seiten fehlen, parallel kommt der Autor ums Leben – ihn kann Susan Ryeland nicht mehr fragen, und so spürt sie den fehlenden Seiten und in der Manier von Atticus Pünd dem Leben von Alan Conway und möglichen Mordmotiven seiner Mitmenschen hinterher, denn inzwischen will sie vor allem wissen, wie er zu Tode gekommen ist.

»Die Morde von Pye Hall« ist ein sehr gut erzählter Kriminalroman, über dessen 600 Seiten mir nie langweilig wurde. Der Leser verfolgt die Schicksale, die erzählt werden, und überlegt automatisch selbst, wer der Mörder oder die Mörderin sein könnte bzw. was mit Alan Conway geschehen sein mag. Ein richtig schöner Schmöker für eine Reihe von Abenden.