Rezension

Ein humorvoller Krimi, der mich trotzdem nicht ganz überzeugt hat

Der Henker von Bad Berging - Katja Hirschel

Der Henker von Bad Berging
von Katja Hirschel

Bewertet mit 3 Sternen

Dieses Buch ist der zweite Krimi rund um Kommissar Gerhard Maus. Der Schauplatz Bad Berging ist ein fiktiver Ort in Bayern, beschaulich und idyllisch gelegen, mit Schloss und einem ausgedehnten Forst.

Worum geht’s?

Sowohl in Hamburg als auch kurz danach in München werden abgetrennte Köpfe gefunden. Grausames Detail: der oder die Täter haben den Opfern die Augen ausgestochen. Da der Tathergang immer derselbe ist, geht die Polizei von einem Serienkiller aus.

Mit der Beschaulichkeit in Bad Berging ist es bald vorbei, als hierorts die fehlenden Leichenteile im Wildpark gefunden werden. Die Vermutung liegt nahe, dass der Serienkiller sich der Überreste seiner Opfer entledigen wollte.

Zu dem „Ermittlungsteam Süd“ rund um Kommissar Maus gesellt sich nun das „Ermittlungsteam Nord". An dessen Spitze steht der hochgejubelte Profiler Jens Kessler und seine Partnerin Rita Hubschmied, die wie von „oben“ gewünscht, Maus’ Truppe beraten sollen.

Kessler sieht im Team Süd nur Amateure, die sich „um Diebstähle und die verschwundenen Haustiere kümmern, aber sich ansonsten am besten aus seiner Ermittlungstätigkeit heraushalten sollten“. Die Rivalität der beiden Ermittlerteams kommt durch die unterschiedlichen Dialekte gut zur Geltung. Sprachliche Missverständnisse sind inkludiert und durchaus gewollt. Sie geben dem Krimi eine nette humoristische Note.

Wer wird das Rennen um die Ergreifung des oder der Täter machen? Team Nord um Jens Kessler oder doch Team Süd mit Gerhard Maus?

Schreibstil/Spannung:

Der Schreibstil der Autorin gefällt durch die Verwendung der Bayerischen Mundart. Sie hat den „Leuten auf’s Maul geschaut“. Aber keine Bange, die Übersetzung wird mit Fußnoten gleich mitgeliefert.

Katja Hirschel verwendet einen recht ungewöhnlichen Aufbau. Um die Dramatik und Geichzeitigkeit der vielen Handlungsstränge zu symbolisieren, verwendet sie extra kurze stakkato-artige Kapitel, die immer mit Datum und Uhrzeit sowie dem Ort des aktuellen Geschehens versehen sind. Manche dieser Szenen sind nur wenige Zeilen lang. Das ist für einige Leser – so auch für mich – gewöhnungsbedürftig. Der abrupte Wechsel zwischen den Handlungen/Personen/Orten verlangt den Lesern exaktes Dabeibleiben ab.

Manchmal driftet der Krimi in Nebenhandlungen ab, was aber u.a. mit dem schwierigen Charakter von Jens Kessler und den unterschiedlichen Handlungssträngen erklärbar ist. Während Kessler auf „high-tech-Profiling“ setzt, probiert es Gerhard Maus mit dem gesunden Menschen- und Hausverstand.

Die Aufklärung ist für mich ein wenig überraschend, weil ich diverse andere Verdächtige eher im Visier hatte.

Charaktere:

Richtig warm bin ich mit keinem der Protagonisten geworden.

Kommissar Maus war mir zu wenig präsent. Allerdings habe ich mit ihm herzlich lachen können.

Profiler Jens Kessler wirkt sehr unsympathisch. Doch nachdem ich seine Geschichte erfahren habe, kann ich für seine Verbissenheit, den Täter zu finden und unschädlich zu machen, Verständnis aufbringen. An seiner ruppigen Art mit den Mitmenschen umzugehen, sollte er noch arbeiten und ev. professionelle Hilfe annehmen.

Steffi Vogler macht einen sympathischen, wenn auch ein wenig überforderten, Eindruck. Ihr Ex-Mann zahlt keinen Unterhalt und die Tochter ist in der Pubertät.

Die Personengruppe, der die Haustiere abhanden kommt, sowie alle möglichen und unmöglichen Bad Berginger sind fast im Überfluss vorhanden. Da wäre ein bisschen weniger, deutlich mehr gewesen.

Fazit:

Ein durchauss humorvoller Krimi, der mich persönlich nicht vollends überzeugt hat.