Rezension

Ein inspirierender Beziehungsroman mit Tiefgang

Meine fremde Freundin -

Meine fremde Freundin
von Jenny Bünnig

Mit einem geklauten Zelt, 62 Euro in der Tasche und einem Rucksack voller Erinnerungen macht sich Josephine auf einen planlosen Weg durchs Ruhrgebiet. Etwas hat ihre Welt durcheinandergeworfen, sie ist nicht mehr fähig in geschlossenen Räumen zu sein. Rastlos wandert sich Josephine die Füße in den Turnschuhen wund, klingelt bei fremden Menschen, um sie zu fragen ob sie ihr Zelt in ihren Vorgärten aufschlagen kann. 
Immer einen Fuß schwer vor den anderen setzend, ist sie in Gedanken die meiste Zeit bei Inken. Mit Inken ist Josephine schon seit Kindertagen befreundet. Schöne Zeiten und schwere Krisen verbinden die beiden Frauen. Doch dann ist etwas vorgefallen, das Inken und Josephine entzweit hat. Zwischen Mülheim, Duisburg und Krefeld versucht Josephine in Gedanken Inkens Innerstes zu ergründen, von dem Josephine immer geglaubt hat es zu kennen und Antworten auf die drängenden Fragen in ihrem Kopf zu finden. 
 
Josephines Suche war auch eine Suche für mich als Leserin. Man wird in Josephines Gedanken einer innigen und tiefen Freundschaft gezogen und fragt sich, was dieses Band zerstört haben könnte. Josephines ziellose Wanderung ist gespickt mit einigen wenigen Begegnungen, denen man das Coleur des Ruhrgebiets durchaus anmerkt. Sprunghaft wechseln die Szenarien aus Erinnerungen und Eingebungen, doch fand ich mich nie wirklich verloren in der Erzählung, sondern empfand es als einen inspirierenden Einblick in diese Freundschaft der Frauen. Wunderschön und nicht alltäglich war dieses Buch für mich.