Rezension

Ein intelligentes Drachenmärchen

Kung-Fu Mama -

Kung-Fu Mama
von Petra Liebkind

Bewertet mit 5 Sternen

Bislang kannte und schätzte ich die Autorin als Krimi-Autorin. Nun unternimmt sie unter neuem Namen ein Ausflug in das locker-leichte Genre der Frauenromane. Deshalb näherte ich mich nur sehr vorsichtig dem Roman, schon allein weil ich altersmäßig sehr weit entfernt bin von der eigentlichen Zielgruppe der jungen Frauen und Mütter. Aber auch, weil ich dem Genre „Frauenromane“ grundsätzlich nur selten etwas abgewinnen kann. Dabei hätte ich es besser wissen müssen, denn warum sollte die Autorin unter neuem Namen plötzlich weniger gekonnt und weniger intelligent schreiben?

 

Marlene ist alleinerziehende Mutter von Stephan, das Geld ist knapp, die Klassenlehrerin unzufrieden und der Ex glänzt mit Unzuverlässigkeit. Marlene versucht jeden Tag den Spagat zwischen Kinderbetreuung, Job in der Filiale einer Modekette und einem Minimum an Geldausgaben. Als sie zufällig von kostenlosen Schnupperstunden für einen Kinderkurs in Kung-Fu (mit Erwachsenenbegleitung) erfährt und Stephan begeistert teilnehmen möchte, meldet sie sich und ihren Sohn an. Der chinesische Kursleiter, der Shifu Liwei, ist ein besonderer Mensch, ernst, undurchsichtig, mit dunklen Mandelaugen und einem umwerfenden Duft…

 

Um es kurz zu machen: Ich habe das Buch sehr, sehr gern gelesen und fühlte mich richtig gut unterhalten. So manche Szenen ließen mich laut auflachen. Wenn zum Beispiel das Kung-Fu-Training zu einer hochexplosiven Situation führt, wenn man vorher Brokkoli gegessen hat. Der Schreibstil der Autorin ist plastisch-farbig und enthält eine Fülle von großartig geglückten bildhaften Schilderungen. Die Mischung aus gefühlvollen Szenen, aus romantischen Gefühlen, aus verzweifelten Situationen und chaotischen Verwirrungen, das alles mit mehreren Prisen Humor verbunden, macht das Buch so wunderbar leicht und unterhaltsam lesbar. Aber der Roman beinhaltet auch Ernstes, die Problematik Alleinerziehender zum Beispiel, deren Alltag oftmals härter ist als das Kung-Fu-Training. Oder die Lebensfrage, wie man wird, was man wirklich ist. Es ist schon eine besondere Autorenkunst, diese Bandbreite zwischen leicht und schwer so aufs Papier zu bringen, dass das Buch süß wie ein Sahnebonbon zu konsumieren ist, hinterrücks jedoch beim Leser durchaus existentielle Fragen im Gedächtnis bleiben.

Fazit: Ein chinesisch-österreichisches Drachenmärchen, kurzweilig, intelligent und humorig.